Im Jahre 2009 gab es bereits ein QueerUp. Ähnlich wie das heutige QueerUp war die Seite als Blog konzipiert. Damals aber eben exklusiv als Blog.
Ein Highlight aus diesem Jahr war der Erlebnisbericht des Heteros Toby. Wir freuen uns, Dir diesen Leckerbissen, 8 Jahre danach, nochmal präsentieren zu dürfen!
Der erste Tag (Freitag)
Im Vorfeld der Europride wurde ich oft gefragt „Europride, dass ist doch dieser Schwulenanlass. Was machst du als Hetero dort?“. Es konnten viele nicht verstehen, dass ich mich dafür so engagiere. Deshalb schreibe ich hier einen kleinen Bericht über meine Erlebnisse am Europride-Weekend:
Es ist Freitag Mittag, ich komme in Zürich an und mache mich auf den Weg Richtung Stadthausquai. Als erstes läuft mir vor dem Bahnhof ein Typ der Familienlobby (oder so) über den Weg, aber ich mochte mich nicht gross mit ihm beschäftigen.. Auf dem Weg zum Quai wehen im Wind überall Europride- und Regenbogenfahnen. Beim Stand angekommen, geht’s zusammen mit S. und F. an das Einrichten des Standes. Während dem Einrichten lerne ich auch immer wieder Mitglieder unserer Partnerstände (Hallowelt, GLL und ABQ) kennen. Es sollten nicht die letzten Personen sein, welche ich an diesem Wochenende kennenlerne. Es ist unterdessen 15.00, unser Stand ist Einsatzbereit. Die ersten Besucher kommen, vor allem Touristen, welche speziell für die Europride angereist sind. Unterdessen sind auch die Unterschriftenbogen für Petition Gleiche Chancen für alle Familien bei uns eingetroffen und wir wurden instruiert über das Vorgehen beim Unterschriftensammeln (dazu später mehr).
Eigentlich wäre meine Schicht ja nur bis 4 gegangen, aber es war am Stand irgendwie immer was los, und die Standarbeit machte so Spass, das ich bis halb 6 am Stand war. In dieser Zeit kamen immer wieder Mitglieder von FELS, teils auch mit ihren Kindern (Mitglieder von GLL/ABQ) und irgendwie war es
einfach ein wenig zu viel, um all die Namen wirklich zu behalten. Zum Essen unternahm ich eine kleine Tour zum Rathausplatz. Es war eine sehr spezielle Atmosphäre. Ein bunter Mix zwischen Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Heteros. Das Angebot an Ständen war gross: Chinesisch, Griechisch, Schweizerisch, Italienisch, Amerikanisch und vieles mehr. Also mir etwas zu Essen gekauft und auf den Hauptplatz, wo gerade die Eröffnung des Stadtfäschts war. Als erstes legte Tanja La Croix auf. Eigentlich war es total cool, aber es waren einfach noch zu wenige Leute auf dem Platz, als dass wirklich Stimmung aufkommen konnte. Eigentlich schon auf dem Rückweg zum Stand, traf ich R. und D. an, ich kenne die Beiden von meinen gelegentlichen Besuchen beim Lesbischwultreff Zug. Mit ihnen zusammen nahm ich dann ein Cüpli (ja wenn schon, dann schon 😉 ), wir plauderten noch ein wenig und ich ging danach wieder zum Fels-Stand. Und dann begann die eigentliche Arbeit an diesem Tag.
Zurück am Stand waren wir zu 3. B. hütete den Stand, F. und ich begannen mit der Unterschriftensammlung. Es gab
sichere schlechtere Tage als diesen Freitag/Samstag mit der Unterschriftensammlung zu diesem Thema zu beginnen. Am Anfang war es noch ein wenig ungewohnt und ich hatte Startschwierigkeiten, und auch der etwas verwirrende Fragebogen trug dazu bei, aber da sehr schnell viele positive Reaktionen kamen, fiel es mir auch schnell leicht, auf die Leute zuzugehen. Über den ganzen Abend gab es immer wieder spannende Diskussionen mit Befürwortern und Gegnern, Heteros, Homos, jung und alt.. Einige Gespräche waren nur wenige Sekunden und gingen nur um die Petition, andere dauerten einiges länger und gingen weit über das eigentliche Thema hinaus 🙂 Immer wieder war auch meine sexuelle Orientierung ein Thema, ganz nach dem Motto „Da du Unterschriften sammelst, bist du also Homosexuell?“. Auf meine Antwort, dass ich Hetero bin, gab es die verschiedensten Reaktionen. Einige waren positiv Überrascht, das sich ein Hetero für ein homosexuelles Anliegen stark macht, andere konnten es nicht verstehen, andere wollten die die Hintergründe wissen, weshalb ich dazu komme, als Hetero Unterschriften zu sammeln, und dann gab es noch die 3
Lesben, die ganz aus dem Häuschen waren, das überhaupt Heteros am Stadtfäscht waren und mir euphorisch um den Hals fielen. Auch noch erwähnen möchte ich den Herr der Familienlobby, der Tatsächlich während dem Stadtfäscht seine Anti-Homo Flyer verteilte. Ungute Gedanken über das Auftreten der Lobby an der Parade kamen auf…
Kurz nach 23.00 Uhr war dann alles vorbei, wir hatten den Stand abgeräumt und ich konnte nach Hause. Also mich auf den Weg gemacht Richtung Bahnhof. Leider den .30 Zug verpasst, also eine halbe Stunde warten. Als der Zug dann endlich da ist, setze ich mich leicht erschöpft in ein Abteil. Zu meiner Überraschung setzt sich kurz vor Zugsabfahrt eine junge Dame zu mir, mit der ich bei der Unterschriftenaktion ein ausführliches Gespräch hatte. Und so verflog die Zeit bis wir daheim waren wie im Fluge 🙂
Zum Autor: Toby lebt heute mit Frau und Kind in der Innerschweiz. Er hat sich in der Vergangenheit und auch heute immer für uns LGBTIQ+ eingesetzt. Schön, dass es solche Menschen gibt! Die Neuveröffentlichung dieses Textes hat er uns erlaubt.