Dressed as a girl 1987

Fotoautomat im Bahnhof, irgendwann nachts. Wir haben gefeiert, uns aus Spass aufgebrezelt, und dann musste natürlich auch noch ein Foto gemacht werden. In der Kamera hatte ich keinen Film – und auf mein erstes Smartphone musste ich noch 25 Jahre warten… Also ins Auto von einem Freund gesetzt, zum Bahnhof gerast und am Automaten ein Bild gemacht.
Ich bin nie vorher oder nachher so herumgelaufen. Es war das Produkt einer Nacht – und zum ersten Mal genoss ich es: Geschminkt zu werden, die Haare zu verwuscheln, die Sonnenbrille, die Absperrkette um den Hals und die Papierklammer als Ohrring.
Drag – dressed as a girl. Das war ich ja eigentlich nie, denn meine Kleidung war immer irgendwie androgyn, weit geschnitten und eher unauffällig. Auch innerlich war mein Weg irgendwo zwischen den Geschlechtern. Aber im Moment des Fotos kam ich mir grossartig, übertrieben, verkleidet, girlie-girlie vor, aber auch bestimmt, provokant und selbstbewusst. Also definitiv anders als sonst – und einfach grossartig.
Es ist wie ein Lichtblitz in die Vergangenheit, dieses Bild anzuschauen, aber die Gefühle von damals sind sofort wieder da.
 
 

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