QueerPop 2021 – der Jahresrückblick

Als Ludwig und Corey vor 16 Jahren mit ihrer Sendung GayPop auf Radio RaBe begannen, waren offene LGBT-Musiker*innen noch dünn gesät. Inzwischen präsentiert sich die queere Musikszene als üppiges Blumenfeld, das in allen Farben blüht. Für euch haben sie die schönsten Blumen aus dem Jahr 2021 gepflückt und einen Strauss mit den besten Songs und interessantesten Neuentdeckungen zusammengestellt.

 

 


Elton John und die jungen Briten

Sir Elton John hat schon 2018 seinen Bühnenabschied angekündigt. Doch bevor der Vorhang definitiv fällt, will er auf seiner letzten Tournee «Farewell Yellow Brick Road – The Final Tour» noch in den grossen Stadien der Welt auftreten. Wegen Corona und einer Hüftoperation musste die Abschiedstour mehrmals unterbrochen und Termine nachgeholt werden. Am 1. Juni 2022 wird Elton John Halt im Berner Wankdorf-Stadion machen. Der bevorstehende Rücktritt hat ihm einen unglaublichen Kreativitätsschub verliehen. Mit seinem Corona-Album «The Lockdown Sessions» hat der LGBTQ-Star aus Pinner zu seinen alten Pop-Stärken gefunden. In den 16 spektakulären Kollaborationen mit jungen und alten Kolleg*innen (u.a. Dua Lipa, SG Lewis, Charlie Puth, Brandi Carlile, Years&Years, Stevie Wonder, Stevie Nicks) groovt Elton John geschmackssicher zwischen Disco-Pop, Country, R&B, Balladen und Rock. Auch mit 74 weiss er genau, was einen guten Song ausmacht. Elton John hat zudem noch ein Herz für junge britische Musiker*innen, die wegen Brexit bürokratische Schwierigkeiten haben, in Europa auf Tournee zu gehen. Er hat dem britischen Kulturminister bereits die Leviten gelesen.

Mit dem bevorstehenden Rücktritt des weltweit grössten schwulen Popstars wird die Frage nach einem potenziellen Nachfolger immer lauter. Eines ist klar: In die Fussstapfen von Elton John zu treten wird nicht einfach sein. Eltons Kollaborationen mit Rod Thomas aka Bright Light Bright Light und Olly Alexander aka Years&Years können ein Indiz dafür sein, dass beide relativ gute Chancen auf die Nachfolge haben. Gegen Bright Light Bright Light spricht, dass er ausserhalb der LGBTQ-Szene praktisch ein unbeschriebenes Blatt ist. Und das, obwohl sein Album «Fun City» von 2020 zu den besten Nu-Disco-Pop-Platten der letzten Jahre zählt und er 2021 ein cooles Remix-Album nachschob, mit dem schönen Titel «So Gay, So Dramatic». Für Years&Years dürfte sich ungünstig auswirken, dass er musikalisch näher bei Kylie Minogue als bei Elton John steht und parallel eine Schauspielkarriere verfolgt. Zuletzt war Olly Alexander in der Miniserie von Russell T Davies «It’s A Sin» zu sehen. Das Drama über das Elend der AIDS-Krise in den 80er- und 90er-Jahren wurde vom britischen Guardian zur besten Serie 2021 ernannt.

Auch für Will Young und Sam Smith erscheinen die Aussichten, zum neuen Elton John zu werden, eher gering. Seit seinem Sieg der ersten Staffel der britischen Castingshow «Pop Idol» knallen die Alben von Will Young zwar mit schöner Regelmässigkeit in die oberen Chartpositionen seines Heimatslandes. Auch mit seinem achtes Pop-Juwel «Crying On The Bedroom Floor», mit Covers, die im Original von Frauen gesungen wurden, konnte er diese Tradition ruhmvoll fortsetzen. Jedoch schaffte Will Young den Sprung von der Insel auf das europäische Festland oder in die USA nicht. Dem Brexit kann dafür aber nicht die Schuld in die Schuhe geschoben werden.

Presseberichten zufolge scheint Elton John wie ein Mentor für Sam Smith zu sein. Ersterer soll Letzteren sowohl in musikalischer Hinsicht, als auch in LGBT-Belangen beraten und unterstützt haben. Doch auch wenn der non-binäre Star auf «Love Goes» (2020) die übliche Dosis an perfekt konfektionierten Herzschmerz-Balladen lieferte, blieben die Verkäufe und Streaming-Zahlen des Albums leider hinter den Erwartungen zurück.

Im Ergebnis lässt sich sagen, dass Elton John mit seinem Abschied von der Bühne eine grosse Lücke hinterlassen wird, die seine jungen LGBTQ-Kolleg*innen zumindest im Moment nicht zu füllen vermögen. Seine mehr als fünfzigjährige Erfahrung als Musiker und schwuler Promi wird die jüngeren Generationen aber noch längerfristig inspirieren und bereichern.


Alt und Jung. Elton John und Oli Alexander singen an den Brit Awards 2021 den Pet Shop Boys Song «It’s A Sin»


Household Names

Einige bekannte Namen des queeren Pop gaben sich im 2021 die Ehre. Jake Shears, der ehemalige Sänger der Band Scissor Sisters hat sich zurückgemeldet. Nach der Auflösung der Band konnte er an die alten Erfolge nicht mehr anknüpfen. Ja, er musste sogar bei der üblen TV-Show «The Masked Singer» auftreten! Im Juni 2021 zeigte er mit der Single «Do The Television», dass mit ihm noch zu rechnen ist. Der von der Disco-Ära beeinflusste Song lässt darauf hoffen, dass bald mehr von ihm zu hören ist.

Der Amerikaner John Grant, der heute in Island lebt und inzwischen so aussieht, wie man sich ein Isländer vorstellt, bleibt seinem anspruchsvollen Songwriting treu. Sein Album «Boy from Michigan» ist eine musikalische Autobiografie seiner Jugendjahre. Mit epischen Balladen oder elektronisch angehauchten Nummern lässt der sprachgewandte John Grant seine bewegte Vergangenheit, die geprägt war von religiöser Homophobie und toxischem Männlichkeitskult, Revue passieren und schliesst endlich Frieden mit sich selbst.

Ben Platt ist bekannt als Schauspieler («Pitch Perfect», «The Politician»), und in seiner Heimat Amerika auch als Sänger erfolgreich. In Europa, will es jedoch nicht so recht funktionieren. Allerdinges versucht er es auch nicht, hier Fuss zu fassen. Ben Platt sieht sich als eine Art queerer Billy Joel. Sein neues Album «Reverie» ist solides Handwerk aber irgendwie berührt es einen nicht – zu glatt, zu perfekt.

Troye Sivan hat seinen Status als einer der wichtigsten Queer-Pop-Stars der Gegenwart bestätigt. Seine zwei Singles «Could Cry Just Thinking About You» und «Angel Baby» waren schlicht umwerfend. Der australische Twink, der in Amerika gross rausgekommen ist, sieht zwar aus wie ein unschuldiger Engel, doch was Sex anbelangt, scheint er keine Hemmungen zu kennen. Bei ihm wirkt das aber nie aufgesetzt, wie man das von verschiedenen Disney-Stars kennt, sondern scheint auf Erfahrung zu beruhen. Für die als verklemmt geltenden Amis ist Troye Sivan eine Herausforderung, die sie aber gerne angenommen haben. Die US-Stars jedenfalls buhlen um eine Zusammenarbeit mit ihm.


Troye Sivan knutscht rum im Video zu «Angel Baby» – doch ein Mann ist ihm nicht genug!


Black & Gay in Amerika

Im Jahr 2019 brach der schwule Rapper Lil Nas X mit seinem Country-Hip-Hop-Track «Old Town Road» Rekorde. Viele vermuteten damals, dass er ein One-Hit-Wonder bleiben wird. 2021 hat der 22-jährige Amerikaner bewiesen, dass dem nicht so ist. Sein erstes Album taufte er «Montero» – das ist sein bürgerlicher Name – und promotete es mit hyper-gestylten Videos. In der ersten Single «Montero (Call Me by Your Name)» schwingt er sich an einer Polestange in die Hölle, um dem Teufel einen Lapdance zu verpassen. Im Video zum Song «Industry Baby» wird nackt in einer pinken Dusche in einem Männergefängnis getanzt – wobei die Geschlechtsteile natürlich verpixelt sind! Wem das noch nicht sexy genug war, durfte Lil Nas X in «Thats What I Want» als Footballspieler bewundern, der in der Umkleidekabine heftig mit einem Mitspieler rumknutscht. Dazu gab’s noch Sex im Zelt – gefilmt in Brokeback Mountain-Romantik. In «Sun Goes Down» erzählte er dann von dem Gefühl, ein Aussenseiter zu sein. Mit blonder Perücke besucht er den Schulabschlussball, weint bittere Tränen in der Toilette und versucht seine «schwulen Gedanken» wegzubeten. Lil Nas X geht mit seiner Homosexualität sehr selbstbestimmt um – und provokativ. So wurde Lil Nas X zur Speerspitze des queeren Hip Hop und zum Superstar.

Danke dem unfassbaren Erfolg von Lil’Nas X, der bei Sony unter Vertrag ist, werden auch andere queer Künstler*innen aus der US-Black-Community von Plattenfirmen umworben. So konnte sich der queere Teenager Kidd Kenn einen Vertrag bei Universal sichern, die ihn als Abklatsch von Lil’Nas X verkauft. Kidd Kenn ist erst 16-jährig, und wie es sich für einen Pubertierenden gehört, hat er nur eins im Kopf: Sex. Darauf lassen zumindest seine Texte schliessen. Doch man darf gespannt sein, was aus dem frechen Teenie wird, wenn die Flausen im Kopf verflogen sind. Universal hofft bestimmt, dass er genau so ein Goldesel wird, wie Lil Nas X. Doch die meisten queeren Hip-Hop und R’n’B-Musiker*innen werden nicht von grossen Labels unterstützt, sie vertreiben ihre Musik über kleine Labels oder haben sogar ihr eigenes gegründet.

Kelechi kommt wie Lil’Nas X aus Atlanta, ist aber eher der romantische Typ, der sich musikalisch am R’n’B der 80er-Jahre orientiert. Im Jahr 2021 hat er seine dritte Single «Dance In the Mirror» und eine wunderbare Collab mit Limón Limón «Missed Connection» veröffentlicht. In diesem Jahr wird er hoffentlich mit seinem erwarteten Debütalbum die Ohren der queeren Hörerschaft mit seinen sanften Tönen verwöhnen.

Kevin Abstract ist das Mastermind des Hip-Hop-Kollektiv Brockhampton, und da sein Kopf schwul tickt, ist Homosexualität immer wieder Thema in den Tracks von Brockhampton. Die Crew hat letztes Jahr ihr Album «Roadrunner» präsentiert mit politischen und aggressiven Texten, die sich gegen Unterdrückung jeglicher Art richten.

Das schönste queere R’n’B-Album im Jahr 2021 war «Deacon» vom New Yorker Musiker und Sänger Josiah Wise alias serpentwithfeet. Josiah Wise sang in seiner Jugend in klassischen Chören und wollte eigentlich Opernsänger werden. Weil ihn kein Konservatorium aufnahm, fand er zur experimentellen Musik und zum Neo-Soul. Sein musikalisches Talent, das er unter dem Namen serpentwithfeet stetig verfeinerte, wurde von anderen Künstlern*innen bemerkt. Auf seinem Weg bekam er Unterstützung von namhaften Musiker*innen wie Björk, Brockhampton, Kanye West und FKA Twigs. Die lehrreichen Jahre führten ihn zu seinem neusten Werk «Deacon», das ihn als ausgereiften Künstler zeigt. Nicht nur seine exquisiten Produktionen und schönen Melodien überzeugen, es sind besonders seine Texte, die berühren. Er fand neue Worte für ein schwules Lebensgefühl, ohne die üblichen abgedroschenen Parolen zu verwenden. Statt in Liebeslieder ein genderneutrales «You» zu besingen, adressiert er seine Liebe an einen Mann. Er singt über den Bart seines Liebsten oder dass er und sein Freund dieselbe Schuhgrösse haben. Er beschreibt Beziehungen, die nur zwischen liebenden Männern möglich sind – und das war im Pop bisher sehr selten zu hören.


Serpentwithfeet zeigt im Video zum Song «Fellowship» Intimität zwischen liebenden Männern.


Queer Black Women

Insbesondere vier queere schwarze Frauen haben diesem Musikjahr ihren einzigartigen Stempel aufgedrückt.

Die 34-jährige, aus Tennesse stammende Amythyst Kiah ist bei uns wenig bekannt, obwohl sie mit ihrer früheren Band Songs of Our Native Daughters schon für einen Grammy nominiert war. Nicht nur ihre starke, wandlungsfähige Stimme ist die grosse Hauptdarstellerin auf ihrem Debütalbum «Wary+Strange», sondern auch ihr Talent, Gospel, Country, Blues, Folk und die Musik der Appalachen zu einem kunstvollen und kohärenten Ganzen zu verweben. Die meisten der Songs haben autobiographischen Ursprung und erzählen, wie eine schwarze queere Frau sich im weiss geprägten, erzkonservativen Bible Belt der USA durchs Leben kämpft.

Die in Nashville lebende Songwriterin Joy Oladokun hat sich als Vorbild Tracy Chapman genommen. Das Video zu Chapmans Auftritt beim Nelson Mandela-Benefiz-Konzert am 11. Juni 1988 im Londoner Wembley-Stadion hat sie regelrecht umgehauen und motiviert, sich für die Anliegen von schwarzen und queeren Frauen einzusetzen. Auf ihrem Album «In Defense Of My Own Happiness» begeistert Joy Oladokun mit exzellent produzierten Folk-Pop-Songs und engagierten Texten.

Für Arlo Parks, die richtig Anaïs Oluwatoyin Estelle Marinho heisst, war zuerst das Wort und dann die Musik da. Die 20-jährige queere Britin begann mit 14 Gedichte zu verfassen, die allmählich zu poetischen Songtexten wurden. Auch der Titel ihres 2021 veröffentlichten Debütalbums «Collapsed In Sunbeams» ist ein Zitat aus Zadie Smiths Roman «On Beauty» und damit eine Konzession an ihre Liebe zu Literatur. Arlo Parks kristallisiert Augenblicke aus dem Alltag zu entspannten Folk-Soul-R&B-Miniaturen von zärtlicher Poesie und Leuchtkraft.

Die 27-jährige Siena Liggins ist eine offen lesbische Rapperin/Sängerin aus Detroit. Bereits im Jahr 2018 hat die US-amerikanische Musikzeitschrift Billboard Siena Liggins in ihre Liste der zehn besten LGBTQ-Künstler*innen des Jahres aufgenommen. Das im April 2021 veröffentlichte Debütalbum «Ms. Out Tonight» oszilliert zwischen modernem Pop, Hyper-Pop und coolem R&B, manchmal im Stil einer 90s-Produktion von Timbaland. Mit ihrer dezidierten queeren Attitüde bringt Siena Liggins weiteren Pep in die LGBTQ-Pop-Szene.


Queer in der 2. Liga

Queeren Musiker*innen geht es nicht anders als straighten. Die wenigsten schaffen es an die Spitze der Charts und zu weltweitem Erfolg. Die meisten bleiben in ihrer Nische, werden vielleicht zu Berühmtheiten in ihrer Heimat oder ihrer Community. Wenn sie Glück haben, können sie davon leben, doch bei fast allen bleibt das Musizieren ein brotloses Hobby. Auch wenn sie in der 2. oder sogar 3. Liga spielen, sind sie deshalb nicht weniger gut und gehören gehört.

Max Colombie, der unter dem Pseudonym Oscar and the Wolf Musik macht, ist in seiner Heimat Belgien ein Star. Seine Alben landen dort in den Charts und seine Konzerte sind ausverkauft. Mit seinem dritten Album «The Shimmer» kredenzt Oscar And The Wolf ein raffinierteres Menü aus smoothem Dance-Pop-R&B und verträumtem Indie-Folk à la Bon Iver. Der queere Künstler hält die perfekte Balance zwischen Licht und Dunkelheit, Realität und Imagination, Intimität und grosser Geste. Es wird Zeit, dass sein 5-Sterne-Ohrenschmaus auch ausserhalb Belgiens Anerkennung findet.

Der Australier Josef Salvat ging nach London, um den Einstieg ins Musikgeschäft zu schaffen. 2014 bekam er einen Vertag bei Columbia und landete einen Hit mit seiner Coverversion von Rihannas «Diamonds». Doch Columbia schien das nicht genug zu sein. Inzwischen hat der bisexuelle Musiker zum kleinen Label Leafy Outlook gewechselt, das sich neben der Musik auch leidenschaftlich für den Umweltschutz einsetzt. Im Frühling ´21 veröffentlichte er die intime EP «The Close/Le Réveil» mit Song, die er während des Lockdowns zuhause aufgenommen hat. Im November folgte die Single «I’m Sorry» mit der er sein kommendes Album «Islands» ankündigt, das im Februar ´22 erscheinen soll.

Tom Goss ist ein Star in der US-LGBT-Community, von der er 2011 und 2012 sogar zum «Best Gay Musician» gewählt wurde. Seine bisher acht Alben und zahllosen Singles, brachte er alle selber herausraus. Der unabhängige und sympathische Tom thematisiert in seinen Liedern vor allem LGBT-Themen wie die Ehe für alle. Trotz seiner nun doch schon 15-jährigen Karriere, ist mir Tom Goss bisher nicht aufgefallen, bis ich heuer zufällig über seine Single «Pride» gestolpert bin. Die hat er, wie der Titel vermuten lässt, im Pride Monat 2021 veröffentlicht. Ein wunderbarer Song über ein stolzes schwules Leben.


Tom Goss feiert die Liebe und den Stolz von LGBTs im Song «Pride».


Im Gegensatz zu Tom Goss steht JORDY ganz am Anfang seiner Karriere. Der junge amerikanische Popmusiker, der stets ein Lächeln auf den Lippen trägt, baut sich über soziale Medien wie TikTok, Instagram und Facebook eine Fanbase auf. Nach ein paar Singles, wie dem sommerlichen «If He’s In Your Bed» über einen One-Night-Stand, stellte er im November sein Debüt-Album «Mind Games» auf die Streaming Plattformen. Ob ihm damit der grosse Durchbruch gelingen wird, darf bezweifelt werden. Zwar macht er netten Pop, doch ohne das gewisse Extra, das ihn aus der Masse heben könnte.

Dass Asbjørn immer noch in der 2. Liga spielen muss, ist unverständlich. Er ist so was wie der skandinavische Troye Sivan oder Perfume Genius. Mit ein paar Singles im 2021 kündigt Asbjørn sein kommendes Album «Boyology» an. Sein letztes Album ist schon 5 Jahre alt. Er hat sich in den letzten Jahren zurückgezogen und ist viel gereist, weil er frustriert war. In einem Interview erzählte er: «Für die Leute, mit denen ich auf der Business-Seite arbeitete, waren meine Songs nicht kommerziell genug. Ich war zutiefst verletzt vom Zynismus der Branche. Ich floh aus Berlin und setzte mich in ein Sommerhaus in Dänemark, wo ich das Meer anschreien konnte, um den letzten Rest meiner Resilienz zu entfachen, um ihnen das Gegenteil zu beweisen». Mit seinem Song «Be Human» hat er sein Können bewiesen. Tolle Melodie, schöne Produktion und ein grossartiger Text. Ich finde, Asbjørn gehört in die 1. Liga der Popstars.

I don’t wanna be a man
If man means power, to not empower others
I don’t wanna be a woman
If woman means fighting to be an equal person
Can I just be human?

Asbjørn, «Be Human»

 


Queer Underground – zu schräg für den Mainstream?

Der queere Underground war auch 2021 ein idealer Nährboden für alternative Musiker*innen, die ihr eigenes Ding durchziehen und absolut keine Konzessionen an den Mainstream machen wollen. Vielen bleibt der Durchbruch verwehrt und sie sind trotz prominenter Unterstützung dazu verflucht, ein Dasein in der Subkultur zu fristen. Doch manchen schrägen Vögeln gelingt es, dank TikTok weltberühmt zu werden.

Aish Divine, ein New Yorker Komponist und Sänger mit indischen Wurzeln, hat mit «The Sex Issue» ein sehr explizites Album über die sexuellen Anliegen des schwulen Mannes produziert. Alles dreht sich um Sexualität, Rasse, Missbrauch, Macht, Gender, Polygamie, offene Beziehungen, Untreue und Hedonismus. Aish Divine dreht Dance, Rap, Electro, Disco, Deep House, Glam, Bollywood und Kammermusik durch den Fleischwolf und fügt sie elegant zu einem ziemlich exaltierten und perkussiven Sound zusammen. Zu radikal für das grosse Publikum.

Lynks, das Musikprojekt des queeren maskierten Künstlers und Produzenten Ellot Brett aus Bristol, hat es zwar auf die Playlist von Elton John geschafft. Für einen Charterfolg hat es aber nicht gereicht. Schade. Denn die EP «Smash Hits» beschwört den Geist der Electroclash-Bewegung herauf. Hinter den bunten Texten und schmutzigen Grooves gibt Lynks seinen frechen Kommentar über queere Kultur, Homo-, Fettphobie und Misogynie ab.

Auch TWINKIDS wurde vom Mainstream schlicht ignoriert. Das queere Pop-Duo aus Los Angeles entstand als Freundschaftsprojekt zwischen dem in Tokyo geborenen Singersongwriter Jin Fukui und dem Produzent Matthew Young. Auf ihrer EP «Nobody Likes Me» verbinden TWINKIDS elektronische, 80’s-inspirierte Pop-Musik mit queeren Texten, die den langen Prozess von Selbsthass, Frustration bis zur Selbstakzeptanz thematisieren.

LSDXOXO ist einer der am meisten verehrten und einflussreichen DJs in der queeren Dance-Underground-Szene. Der Held der New Yorker Nächte unter dem Motto GHE20GOTH1K hat sich seit einiger Zeit in Berlin installiert, wo er die eigene Partyreihe Floorgasm aus der Taufe hob. Auf seiner EP «Dedicated to Disrispect» bringt LSDXOXO seinen explizit sexy, technoiden und zum Teil electroclash-lastigen Sound einmal mehr zum Glänzen. Doch immer noch zu viel für die Mainstream-Disco.

Die in London lebende amerikanische Newcomerin Ashnikko ist ein typisches TikTok-Phänomen, das es schnell aus der Underground-Nische herausschaffte. Schon erstaunlich, irgendwie. Denn optisch und musikalisch überschreitet Ashnikko allzu sehr die Grenzen des Verrückten und Sonderbaren. Ihr Image einer Manga-Heldin mit blauen Haaren und bunten Klamotten wirkt zugleich anziehend und bedrohlich. Ihre Trap-Rap-Pop-Songs, die sich mit toxischer Männlichkeit und sexueller Unabhängigkeit befassen, sind gewiss sehr originell, aber auf Dauer ein bisschen ermüdend.

Die zwei älteren schwulen Bären Roddy Bottum, Ex-Keyboarder von Faith No More und Joey Holman, sind beruflich und privat ein Paar. Mit ihrem Indie-Pop-Projekt Man On Man machen sie ihre Liebe und Intimität sichtbar. Sie hinterfragen nicht nur das in der Gay-Community weit verbreitete Schönheitsideal des jungen, muskulösen, glattrasierten und durchgestylten Mannes. Sondern sie entziehen sich auch bewusst dem Klischee, wonach schwule Musiker nur gediegenen Hochglanz-Pop und keinen Indie-Rock machen dürfen. Trotz ihrem wichtigen Beitrag zu Diversität und Inklusion werden Man On Man wohl ein Fall für den Underground bleiben.


Der Regenbogen über Italien

Treffender konnte es der grosse Adriano Celentano nicht formulieren. Mit dem Tod von Raffaella Carrà am 5. Juli 2021 ist der glücklichste Teil Italiens für immer in den Himmel geflogen. Als Sängerin, Tänzerin, Showgirl, Moderatorin, X-Factor-Jurorin und nicht zuletzt als LGBTQ-Ikone hat Raffaella Carrà vor allem in Italien und Spanien Pop- und Fernsehgeschichte geschrieben. Sie wird nicht nur wegen ihrer blonden Bob-Frisur, die sie seit den 70er-Jahren zu ihrem Markenzeichen machte, sondern auch wegen ihrer Menschlichkeit und ihres herzhaften Lachens in Erinnerung bleiben. Ein Star ohne Starallüren. Mit ihrem Abgang hat Italien ein Schwergewicht der Unterhaltungsindustrie verloren. Ein Überbleibsel einer Zeit, die es heute nicht mehr gibt. Denn Italiens Pop-Landschaft hat sich schon seit einigen Jahren verändert. Nischen wie Urban, Latin, Rap, Trap und Indie haben die traditionellen Canzoni und Cantautori in die Schranken gewiesen und mittlerweile den Mainstream erobert. Und das geht nicht ohne queere Musiker*innen.

2021 konnte sich Michele Bravi nach privaten Rückschlägen wie Phönix aus der Asche erheben und sich doch noch zu seinem Schwul-sein bekennen. Seit seinem Sieg bei X-Factor Italien im Jahr 2013 schien Michele Bravi nicht mehr aufzuhalten zu sein. Hohe Charts-Platzierungen, ein vierter Rang beim San Remo Festival 2017, ein eigener YouTube-Kanal und erfolgreiche Konzerttouren. Leider verursachte er 2018 einen Strassenunfall, bei welchem eine Frau ums Leben kam. Es folgten ein kräftezehrendes Gerichtsverfahren und weitere persönliche Auseinandersetzungen. Nur die Liebe eines Mannes konnte ihn retten. Auf dem Konzeptalbum «La Geografia del Buio» verarbeitet Michele Bravi diesen turbulenten Lebensabschnitt und findet den Ausweg aus der Krise.


Das sonst traditionelle und eher biedere Sanremo-Festival sorgte überraschenderweise für queere Visibilität und Diversity.

LA RAPPRESENTANTE DI LISTA, das Duo um Sängerin Veronica Lucchesi und Multiinstrumentalist Dario Mangiafarina, war die wirklich grosse Offenbarung der 71. Ausgabe vom Sanremo-Festival. Mit der mitreissenden Pride-Hymne «Amare», den originellen Darbietungen, ausgefallenen Outfits und einem fulminanten Auftritt mit Schwulen-Ikone Donatella Rettore hoben sich LRDL wohltuend vom telegenen Format-Pop ab. Auf ihrem vierten Album «My Mamma» integrieren LRDL ihre Indie-Vergangenheit und queeren Ideale in einen energischen, verträumten und ideenreichen Pop-Kontext.

Francesca Calearo aka Madame ist eine bisexuelle Rapperin-Sängerin aus dem italienischen Vicenza. Mit «Voce» hat sie in Sanremo den achten Platz erzielt. Ihr lang ersehntes, selbstbetiteltes Debütalbum ist ein Manifest für musikalische Erneuerung, Selbstakzeptanz, Fluidität und Inklusion. Mit ihrer furchtlosen und direkten Attitüde vermag sich die junge Frau in der männerdominierten Urban-Rap-Szene Italiens problemlos durchzusetzen.

Die römische Glam-Rock-Band mit dem dänischen Namen Måneskin war allerdings die absolute Abräumerin des Sanremo-Festivals und des Eurovision Song Contest in Rotterdam. Der Doppelsieg verhalf den ehemaligen Strassenmusikanten zu einem enormen Popularitätsschub, der sogar in einem Auftritt im Vorprogramm der Rolling Stones mündete. Måneskin setzen ein Statement nicht nur gegen Gender-Konventionen, sondern auch gegen die Musik-Konventionen des italienischen und internationalen Pop-Marktes. Ihr Kampfgeist und der Mut zur Unangepasstheit liefern das Rezept für ihren globalen Erfolg. Dank Måneskin, einer Band der Generation Z, werden Kategorien, Genres und Geschlechter auch in einer konservativen und wenig dynamischen Domäne wie Rock-Musik neu überdacht. Es war höchste Zeit dafür.

Für alle, die mit Måneskin nicht viel anfangen können, gibt es immerhin noch Mahmood, den italienischen ESC-Kandidaten von 2019, der mit «Soldi» den zweiten Platz belegte. Der Mailänder mit sardischen und ägyptischen Wurzeln hat sich zwar in der Öffentlichkeit für das geplante und inzwischen leider gescheiterte Anti-Homophobie-Gesetz stark gemacht. Aber indem er sich ausdrücklich in keine sexuelle Schublade stecken lassen will, bleibt seine sexuelle Orientierung nach wie vor ein wohlgehütetes Geheimnis. Auf seinem zweiten Album «Ghettolimpo» kann er das Thema Identität allerdings nicht umgehen. Das Album, das wie ein Video-Game konzipiert ist, erzählt nämlich die Geschichte eines Helden im alten Griechenland, der seine Identität bei jedem weiteren Level (sprich: Song) immer weiter preisgibt und wieder neue Identitäten annimmt. Der Soundtrack dazu besteht aus einem frischen Mix aus Trap, Hip-Hop und R&B mit italienischen Canzoni, orientalischen Klängen und sogar sardischen Chören.

Mit seinem sechsten Werk hat Marco Mengoni, ein weiteres Beispiel für fluide Männlichkeit, das italienische queere Pop-Jahr glanzvoll abgeschlossen. «Materia (terra)» ist der erste Teil einer Trilogie und markiert thematisch eine Rückkehr zu Mengonis geographischen und musikalischen Wurzeln, die vom Blues und Soul beeinflusst sind. Die Dance-Nummern «Ma Stasera», Italiens Sommerhit 2021 und «Mi fiderò», einer Kollaboration mit Madame, setzen einen schönen Kontrapunkt zu den ansonsten grundsätzlich warmen, geerdeten und organischen Klängen.

Im Vergleich zu Mahmood und Marco Mengoni macht der gebürtige Sizilianer Mario Venuti kein Geheimnis mehr um seine sexuelle Orientierung. Mario Venuti ist ausserhalb Italiens leider zu wenig bekannt. Er ist seit den 80er-Jahren musikalisch aktiv. Früher war er Mitglied der Band Denovo mit Luca Madonia. Seit den 90er-Jahren ist er als Solo-Künstler unterwegs. Doch das offizielle Coming Out erfolgte erst im Jahr 2008 anlässlich eines Interviews mit der Zeitschrift Vanity Fair. Auf seinem neuen Werk «Tropitalia» interpretiert Mario Venuti 11 bekannte Canzoni, die den italienischen Pop zwischen 1930 und 2000 geprägt haben und kleidet sie in ein kuscheliges Bossa-Nova-Gewand.


Belgiens fruchtbare queere Musikszene und Frankreichs LGBTQ-Helden/innen

Im französischsprachigen Raum hatte die belgische queere Musikszene 2021 definitiv die Nase vorne. Der 20-jährige Pierre de Maere wird bereits als die neue belgische Pop-Sensation nach dem Ausnahmetalent Max Colombie alias Oscar And The Wolf gefeiert. Er hat die Unschuldsmine eines Engels, ein höllisches Lachen und einen Modestil, auf den alle Models stolz sein können. Er träumt von Liebe zu einem idealen Mann, von Ruhm und Schönheit. Seine für Ende Januar erwartete EP «Un jour, je» erscheint auf dem Pariser Label Cinq 7, der auch spannende Acts wie Aaron, Philippe Katerine und TERRIER beheimatet. Pierre de Maere bietet eine einzigartige Melange aus Pop, Urban, Chansons und purer Sehnsucht, die er mit meistens bittersüsser und manchmal schluchzender Stimme interpretiert.

Zurzeit ist die 26-jährige Angèle in Belgien und Frankreich der grösste Musik-Star. Mit ihrem Debüt «Brol» von 2018 hat Angèle sämtliche Rekorde gebrochen und einen unglaublichen Berühmtheitsgrad erreicht, der in eine Kollaboration mit Dua Lipa («Fever») gipfelte. Im Sommer 2020 hat sich Angèle als lesbisch geoutet und ihre Beziehung mit der Filmemacherin Marie Papillon bekannt gemacht, von der sie sich inzwischen bereits getrennt hat. In der Netflix-Dokumentation «Angèle» stellt sich die junge Frau ihren Ängsten und insbesondere dem Spannungsverhältnis zwischen Ruhm, Erfolgsdruck und queerer Identität. Auf ihrem zweiten, nach ihrem Geburtsjahr benannten Album «Nonante-Cinq» fängt Angèle die Befindlichkeiten ihrer Generation ein und untermalt sie mit cleveren Melodien und Klängen zwischen Pop, Hip-Hop, Chansons und R&B.

Eddy De Pretto, Bilal Hassani, Lala &ce, Suzane, Ed Nock und Keep Dancing Inc. waren die Höhepunkte von Frankreichs LGBTQ-Musikjahr 2021.

Sein zweites Album «A Tous Les Bâtards» hat Eddy De Pretto allen Freaks und Aussenseiter*innen gewidmet. Das Album ist ein Plädoyer für die Anerkennung der eigenen Andersartigkeit und eine Aufforderung, diese Andersartigkeit als Stärke zu nutzen und nicht als unangenehme Abweichung vom Normalen zu betrachten. Eddy De Pretto spannt wieder einen Bogen vom Sprechgesang hin zu schönen Gesangspartien und von Chanson zu Urban-Rap und Pop. Im September hat Eddy De Pretto zudem die Songs «Pause» und «Kiss» mit der Newcomerin Yseult veröffentlicht. Yseult ist eine moderne Heldin unserer Zeit und kann ohne Weiteres als queere Künstlerin bezeichnet werden. Sie ist nämlich die einzige schwarze Französin ihrer Generation, die im für Weisse prädestinierten Fach Chansons Fuss gefasst hat und auch noch erfolgreich damit ist. Mit ihrem Song «Corps» setzte Yseult ein bewegendes Zeichen gegen Rassismus und Body Shaming.

Der heute 21-jährige Bilal Hassani war Frankreichs Kandidat beim Eurovision Song Contest 2019, wo er sich mit seinem Lied «Roi» gegen Homophobie und Rassismus wehrte. Im Video zu seiner diesjährigen Single «Baby», einer orientalisch angehauchte R&B-Nummer, überzeugt Bilal Hassani als Meister der Verwandlungskunst. Mehr als mit seiner Musik machte er aber mit seiner Teilnahme an der Casting Show «Danse Avec Les Stars» aufmerksam, wo er für eine kleine Sensation sorgte. Er und Profi-Tänzer Jordan Mouillerac waren das erste männliche Tanz-Paar der französischen Show, das in das Finale einzog und auf Platz 2 landete. Das hat die schwule französische Zeitschrift «TETU» zum Anlass genommen, Bilal Hassani als LGBTQ+-Persönlichkeit des Jahres 2021 zu honorieren.

Die franko-ivorische Rapperin Lala &ce hat sich zuerst einen Namen als einziges weibliches Mitglied der Hip-Hop-Gruppe collectif 667 gemacht. Mit ihrem ersten Soloalbum «Everything Tasteful» reüssiert Lal &ce in einer von Männern dominierten Branche, indem sie für mehr Frauenrechte rappt und die homoerotische Liebe zwischen schwarzen Frauen enttabuisiert.

Wer die queeren Talente Hoshi, Pomme und Aloïse Sauvage gerne mag, wird Newcomerin Suzane aus Avignon bestimmt lieben. Die 30-jährige Rothaarige mit dem blau-weissen Overall, der offenbar von Bruce Lee, Elvis Presley und Ludwig XIV inspiriert wurde, bezeichnet sich als engagierte Geschichtenerzählerin auf Electro-Pop-Hintergrund. Ihre gesellschaftskritischen und tanzbaren Chansons auf der Neuauflage ihres Debüts «Toï Toï Toï II» treffen den Nerv der Zeit.

Die Mitzwanziger LGBTQ-Musiker Louis, Joseph und Gabrielle bilden das französische Trio Keep Dancing Inc. Auf dem Debüt «Embrace» huldigen Keep Dancing Inc nicht nur der Musik ihrer Jugend (Phoenix, Daft Punk) oder der Jugend ihrer Eltern (Chic, New Order oder Depeche Mode), sondern sie übertragen ihre mitreissende Verschmelzung von Synthie-Sound und Funky-Elementen in die Gegenwart. Ihre Texte setzen sich mit gesellschaftlichen Themen wie der Desillusionierung der Jugend und der Digitalisierung auseinander. Die Kategorie lautet «Dancing With Tears In My Eyes».

Hinter dem Pseudonym Ed Nock versteckt sich ein gewisser Antoine Conde, ein ehemaliger Finalist bei der fünften Staffel von The Voice France. Die sechs Songs auf seiner ersten EP «The Midnight Road» hat der inzwischen als schwul geoutete Ed Nock allein in seinem Schlafzimmer komponiert und produziert. Die Inspiration durch queere Helden*innen wie Perfume Genius, Antony and the Johnsons und Woodkid ist nicht zu überhören.


LGBT-Musiker*innen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich

In den letzten Jahren haben wir uns beklagt, dass QueerPop-mässig in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich nicht viel los ist. Das hat sich endlich etwas verbessert, im Jahr 2021 gab es ein paar spannende Sachen zu hören.

Vinnie Albani kennt man unter zwei Pseudonymen: Er beantwortet Sex-Fragen als Dr. Gay bei der Aids Hilfe Schweiz und macht elektronische Musik als Your Funny Uncle. Die einschränkende Pandemiezeit hat bei ihm einen kreativen Schub ausgelöst. In den letzten zwei Jahren hat er 13 Singles veröffentlicht! Sein Elektropop erinnert an seine Vorbilder Pet Shop Boys, Soft Cell und Vince Clark. Besonders herausgestochen ist sein Song «Rainbow Over Moscow», der jedes Partyvolk zum Tanzen bringt.

Wie der lustige Onkel holt auch das Berner Duo Timeless Tides seine Inspiration aus den 80er-Jahren. David ist der Tüftler, der mit original Drum-Computern und Synthesizern aus dieser Zeit einen zeitlosen Sound gestaltet. Der schwule Sänger Patric rundet mit seiner warmen Stimme und seinen Texten das Ganze ab zu einem zugleich nostalgischen wie mitreissenden Hörvergnügen. Ihre EP «Stranger» ist bei allen gängigen Steaming-Diensten verfügbar.

Klit Osiris pendelt zwischen Lausanne und London, er ist selbst mal kultivierter Homosexueller, mal düstere Schwuchtel, und seine Musik irgendwo zwischen Industrial und Pop. Ein Gesamtkunstwerk will er sein, das Bilder und Klänge kreiert, er will mit Nervenkitzel alternative Sexualität aufzeigen und Körper mit Geist verbinden. So wurde seine Interpretation vom Chanson-Klassiker «Poupée De Cire Poupée De Son» zu einem aussergewöhnlichen Hörerlebnis.

Naomi Lareine war Fussballerin und spielte sogar in der Schweizer U19-Nationalmannschaft. Seit ihrer Kindheit macht sie Musik und hat sich ihr nach dem Rückzug aus dem Sport ganz gewidmet. 2019 outete sich Naomi Lareine als lesbisch. Seit ihrer ersten Liebesbeziehung mit einer Frau schreibt sie in ihren Songtexten nur noch über Frauen. 2021 konnte man ihren schönen R&B-Song «Limitless» im Radio hören und er wurde auch für einen Werbespot für eine Glace verwendet. Doch so richtig durchstarten konnte sie wegen der Pandemie noch nicht. Aber eins ist gewiss: Naomi Lareines Zeit wird kommen.

Juley muss auch noch etwas warten, bis er die Welt erobern kann. Doch der 21-jährige genderfluide Berner*in lässt einen hoffen, dass nach den ersten beiden Singles «Body» und «True Love» weiter spannende Popperlen folgen werden. Juleys Songs klingen sehr international und gross – viel zu gross für die kleine Schweiz. Juley muss raus in die Welt!


International tauglicher Pop aus Bern von Juley


Den umgekehrten Weg ging Florian Burkhardt. Er war ein international gefragtes Model und unter dem Namen Elektroboy Partyveranstalter und Musikproduzent. Nach einem psychischen Zusammenbruch wurde er Protagonist eines Dokumentarfilms und Autor zweier Bücher über sein bewegtes Leben. Heute lebt Florian zurückgezogen in Bern und ist während dem Stillstand in der Pandemie zum Liedermacher mutiert. 2021 hat er zwei Alben mit intimen und poetischen Liedern in Mundart aufgenommen.

Eine spannende Entdeckung gibt es in Österreich zu machen. CHRISTL heisst sie und sie bezeichnet sich selbst als genderphluid Queen. «Die Oide macht Kunst» hat sie auf ihrem Instagram-Kanal @holy.jesus.christl geschrieben. Mal schreibt und singt sie, dann malt sie – oder andersrum. CHRISTL drückt sich nicht nur im Songwriting und in der Musik selbst aus, ihr Sinn für Ästhetik spiegelt sich in ihrem gesamten Schaffen wider: seien es audiovisuelle, bildnerische Werke oder Mode – CHRISTL verbindet all dies zu einem vollkommenen Ganzen. Ihre Bilder und ihre Haare sind bunt und schrill, ihre Musik ist zerbrechlich, melancholisch und doch energiegeladen. Ihr Debüt-Album «A Room For Her Own» ist eine Entdeckung wert.

Dass einer, dessen Muttersprache Englisch ist, sich der deutschen Popmusik annimmt, ist aussergewöhnlich. Der Kanadier Sam Vance-Law hat es getan. Er lebt ja auch schon seit Jahren in Berlin und das hat vermutlich abgefärbt. Letztes Jahr hat er uns mit seiner EP «NDW» überrascht, mit Neuinterpretationen von Hits aus der Neuen Deutschen Welle. In akzentfreiem Deutsch singt er «Neue Männer braucht das Land», «Eisbär» und «Major Tom». Klassiker, die auch heute noch gut ankommen. Für den Song «Ich will nicht älter werden» holte Sam sich Unterstützung von Drangsal.

Max Gruber, der hinter dem Künstlernamen Drangsal steckt, ist 2021 mit seinem Album «Exit Strategie» ein Wurf gelungen. Im deutschsprachigen Musikmarkt, wo es von Pop-Poeten und Deutsch-Rap nur so wimmelt, ist Drangsal eine wahre Offenbarung. Er singt von den inneren Dämonen, Selbstzweifeln und Depressionen, und findet musikalisch zu einem satten, muskulösen und kompakten Sound zwischen Emo, Schlager, Post-Punk und NDW. Mit «Mädchen sind die schönsten Jungs» liefert der 28-jährige Bisexuelle zudem eine schöne Hymne gegen das binäre System.

Bei der deutschsprachigen Pop-Poesie kamen 2021 endlich auch die lesbischen Stimmen zu Wort. Amy Wald erzählt ihre persönliche Geschichte mit Musik: Ehrlich, direkt und authentisch schmiedet die junge Singer-Songwriterin ihre Zeilen und Akkorde zu eindringlichen Songs, die direkt aus ihrem Leben gegriffen sind und unter die Haut gehen. In ihrer Heimat Österreich konnte sie sich schon in den Charts platzieren. Live-Erfahrungen hat sie gesammelt als Strassenmusikerin und Support-Act von Conchita Wurst. Doch was als Bandprojekt angefangen hat, wurde im Oktober 21 abgeschlossen. Auf den sozialen Medien hat sie verkündet, diese Kapitel ihrer Musikkarriere zu beenden und eine neue Seite aufzuschlagen.

Im Gegensatz zum Songtitel «Unfertig», ist das Projekt Amy Wald fertig. 


Hanna Batka ist in einer Musikerfamilie aufgewachsen und hat sich bereits mit 14 Jahren geoutet. Ihr ist es wichtig, dass klar ist, dass sie lesbisch ist. So sind ihre Fans auch mehrheitlich Lesben. Doch langsam findet sie auch Hörer*innen ausserhalb der LGBT-Community. Was verständlich ist, denn Hanna Batka schreibt gefällige Songs zwischen Pop und Schlager. Letzten Frühling kam ihr Debütalbum «Mitten in Berlin» auf den Markt. Gerne wäre sie jetzt damit auf Konzerttour gegangen, aber eben, wie so viele Musiker*innen, muss auch sie sich gedulden, um ihre Fans live zu sehen.

Der Hamburger Jendrik hatte mehr Glück. Trotz Lockdown durfte er für Deutschland an den Eurovision Song Contest und sich einem Millionenpublikum präsentieren. Doch sein Song «I Don’t Feel Hate» ist beim Publikum durchgefallen. Er musste sich mit dem beschämenden vorletzten Platz abfinden. Bestimmt hat auch der queere Teenager Tusse aus Schweden mehr erwartet, denn der 14. Platz ist für die erfolgsverwöhnte ESC-Nation kein Ruhmesblatt.

Der «schwulste» – und witzigste – Song auf Deutsch haben wir allerdings Heteros zu verdanken. Pudeldame heisst die Band um den Sänger und Schauspieler Jonas Nay, «Schön» heisst der Song. Mit einem flotten Disco-Beat unterlegt singt er: «Oh mein Gott er ist so schön. Mein Mann ist schön. Auch von der Seite, in Höhe und Breite. Von weit weg und dicht und dann erst sein Gesicht. Oh, mein Mann ist so schön!».

Brauchte es wirklich Heteros, um uns die schönen und witzigen Seiten des Schwulseins zu zeigen? Zum Glück nicht! Trotzdem danke für diesen tollen Song. Für Songs mit Humor und Augenzwinkern, haben wir unsere extrovertierten Schwestern, über die wir nachfolgend berichten.


Flamboyant – zu schwul für diese Welt?

Englisch sprechende Menschen verwenden gerne das Wort «flamboyant», wenn sie jemand Überkandideltes beschreiben wollen. Wir verwendeten früher das Wort tuntig. Doch das wird heute nur noch selten gebraucht. Mit der Zunahme der Akzeptanz von Schwulen und der Erkenntnis, dass diese eigentlich ganz normal sind, ist auch die Tunte verschwunden. Es ist ein Schimpfwort geblieben. Doch es gibt sie noch, die schwulen Männer, die ihre weibliche Seite zeigen, ohne dabei auf das politisch korrekte non-binär zu verweisen.

Als Téo Lavabo bei der Castingshow «La france a un incroyable talent» als Meerjungfrau mit Ukulele auftrat und darüber sang und jodelte, dass er grosse Würste mag, war die Jury etwas konsterniert. Er konnte nicht mal gut singen! Aber lustig war er. Immerhin schaffte er es bis ins Halbfinale. Seine witzigen Videos, die vor Penis-Anspielungen nur so strotzen, werden seither millionenfach angeklickt. Der exzentrische und skurrile Téo sagt: «Ich kultiviere meine Andersartigkeit seit meiner Kindheit». Sein daran-Festhalten, tuntig und schräg zu sein, hat immerhin dazu geführt, dass er 2021 ein ganzes Album mit seinen frivolen Liedern auf den Mark bringen konnte. Doch besser als hören, ist es Téo Lavabo zu sehen. Ein Blick auf seinen YouTube Kanal lohnt sich – und macht Spass! https://www.youtube.com/c/TéoLavabo

 

Auch John Duff versuchte sein Glück bei einer Castingshow und machte ähnliche Erfahrungen wie Téo Lavabo. Im Gegensatz zum schmächtigen Franzosen ist der Amerikaner muskulös und kann singen. Aber er trägt gerne Stöckelschuhe, lackiert sich die Nägel und ist einfach tuntig. Doch die Jury fand ihn «strange» und fragte ihn, ob er denn lieber eine Frau wäre. «Nein! Was soll ‹strange› an mir sein, ich bin einfach ein schwuler Mann, der etwas weiblich ist». Dank seinem unbestrittenen Talent konnte er nach dem Casting-Reinfall doch einige Singles veröffentlichen und im letzten Jahr dann seine EP «Homo-Sapiens». «This EP is everything I was told I shouldn’t do. It’s gay. It’s sexy. It’s honest. It’s a part of me», beschreibt er sein Werk.


John Duff liebt sein High Heels, sie tragen ihn in die Wolken.


Todrik Hall ist eine Diva. Erstmals konnte er 2010 auf sich aufmerksam machen, als er Teilnehmer der Casting-Show American Idol war. Schon damals fiel er durch eine gewisse Arroganz auf, denn Todrik Hall ist ein Alleskönner: er singt, tanzt, produziert, choreografiert und designet. Doch erst als RuPaul ihn als Choreograf und Juror für Drag Race verpflichtete, fand sein divenhaftes Auftreten einen Nährboden, der ihn gedeihen liess. Todrik sieht sich als Repräsentant der LGBT-Community und liess sich für sein bereits viertes Album «Femuline» von der Gay Pride inspirieren. Seine übermütigen und aufgedrehten Songs sind vollgespickt mit Regenbogenparolen und zahlreichen weiblichen Gaststars. Besonders gelungen ist das Feature von Chaka Kahn in «Fabulosity».

J.R. Price ist klein, haarig, rund und tuntig. In seiner Jugend wurde er deshalb oft gehänselt. In der Bären-Gemeinschaft fand er ein Zuhause, das ihn so akzeptierte, wie er ist. Mit gestärktem Selbstbewusstsein setzt er sich heute für Body Positivity ein. J.R. Price hat nun sein erstes Album namens «Daydeam» veröffentlicht. «Ich möchte, dass jeder das Gefühl hat, einen Ort zu haben, an dem er gedeihen kann», sagt der Künstler. «Ob in einer Sportmannschaft, einer Kirche, einer Bar, in der Familie oder in einer Gruppe von Freunden … jeder braucht diesen Ort der Behaglichkeit, der das Leben wie ein Tagtraum erscheinen lässt».


Non-binär – modisch, aber eigentlich logisch

Würde die LGBT-Gemeinschaft ihr Wort des Jahres wählen, wäre es vermutlich non-binär. Der Ausdruck wurde grad von Musiker*innen im letzten Jahr sehr häufig verwendet, um sich zu beschreiben. Doch dieser etwas schwammige Begriff drückt eigentlich nur aus, dass man sich nicht nur in einer Geschlechterrolle zuhause fühlt. Doch sind nicht alle Menschen non-binär? Keiner ist 100% Mann oder Frau, alle pendeln irgendwo dazwischen. Non-binär ist also ein modischer Ausdruck für etwas, das nur logisch ist.

Janine/Jam Rostron, kommt aus England, lebte lange in Berlin und ist heute in Tallin zuhause. Unter dem Pseudonym Planningtorock macht Jam Musik, Performance-und Multimediakunst, mit der Jam aufzeigt, dass die Geschlechtlichkeit im Fluss ist. Als persönliches Pronomen bevorzugt Planningtorock die deutsche geschlechtsneutrale Neuform «sier». Diese geschlechtliche Diversität zeigt sich auch in den Covers zu den drei Songs «Gay Dream Come True», «Her Heart is My Home Now» und «Girl, You’ve Got My Heart», die Planningtorock 2021 veröffentlichte.


Planningtorock lässt Träume wahr werden: «Gay Dream Come True»


Auch die 21-jährige, quirlige Claud Mintz aus Brooklyn, New York bezeichnet sich als non-binär und nennt sich im Musikgeschäft nur Claud. Claud hat im Sommer 2021 auf dem Label der bisexuellen Singersongwriterin Phoebe Bridgers das Debüt-Album «Super Monster» veröffentlicht. Claud hat ein ziemlich lockeres Coming-Of-Age-Album mit 13 sehr persönlichen queeren Liebesliedern entworfen.

Wie Claude macht auch David Sweet aus Kalifornien Bedroom-Pop, also zuhause, selbstproduzierte intime Songs. Unter dem Namen Carpetgarden will er ein Zeichen gegen die heteronormativen Strukturen in der Musikindustrie setzen. Auf der EP «The Way It Looks» beschreibt Carpetgarden das Gefühl, als hätte sich die ganze Welt gegen einen verschworen und würde einem ständig Steine in den Weg legen.

Tash Sultana aus Australien beschreibt sich selber als One-Person-Band. Denn genau so wie Tash sich nicht auf ein Geschlecht festlegen lässt, lässt Tash sich auch nicht auf ein Instrument beschränken. Das virtuose Multitalent spielt bis zu elf Instrumente und ihre Sounds sind eine bunte Kreuzung aus Soul, Funk, Folk, Pop, Jazz und Rock mit elektronischen Elementen und viel Gitarre. Das 2. Album «Terra Firma» von Tash Sultana ist seit Februar 2021 erhältlich.

Arca wurde in Venezuela geboren und lebt heute in Barcelona. Arca ist nicht nur weder Mann noch Frau, bei Arca weiss man auch nicht recht, ob sie Mensch oder Maschine ist. Es ist ziemlich verrückt, was Arca musikalisch auf die Welt loslässt. So hat Arca beispielsweise im 2020 eine 62-minütige (!) Single veröffentlicht. 2021 war es nicht nur ein Album, nein, es waren gleich vier Alben gleichzeitig! «KICK ii-iiiii» ist ein Epos mit 47 Songs über musikalische und persönliche Identität – ein verstörend-faszinierendes Werk.


Trans* im Pop ist keine Kuriosität mehr

Non-Binäre wollen sich nicht entscheiden, Genderfluide sind mal in der einen, mal in der anderen Geschlechterrolle, doch Trans*Menschen haben sich entschieden. Sie haben sich vom bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht zum anderen transformiert. Was früher im Pop ein Kuriosum war (Bülent Ersoy, Romy Haag) oder als Marketing-Gag missbraucht wurde (Amanda Lear), ist heute im Mainstream angekommen.

Michaela Jaé, die durch die TV-Serie «Pose» bekannt wurde und für ihre Rolle als Blanca Evangelista als erste transgender Person einen Emmy gewann, hat im letzten Jahr ihren ersten Song «Something to Say» veröffentlicht. Ihre Debüt-Single orientiert sich musikalisch am Sound des R&B und Disco aus den 80’s und lässt einen hoffen, dass es bald ein ganzes Album von Michaela Jaé zu hören gibt.

Für den Mainstream war Mykki Blanco, die seit 2013 eine Gallionsfigur des queeren Rap ist, immer etwas zu aggressiv. Die Musikerin, Dichterin und Aktivistin stellt mit ihrer Kunst die Klischees der Hip-Hop-Szene gern in Frage. Auf ihrem neuen Mini-Album «Broken Hearts And Beauty Sleeps» hat Mykki Blanco ihr musikalisches Spektrum erweitert auf Disco, Pop und sogar Tango. Ihr ist wohl das tanzbarste Rap-Album des Jahres gelungen.

Die Deutsche Kim Petras wanderte 2011 nach Los Angeles aus, um Popstar zu werden. Zuerst verdiente sie ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Songs für andere Popstars. 2016 gründet sie dann ihr eigenes Label BunHead Records, auf dem sie zahlreiche Singles und zwei Alben veröffentlichte. 2021 arbeitete Kim mit ElyOtto aus Kanada zusammen, der sich selbst als «Gender Nonconforming» sieht. Ihr Hyperpop-Song «SugarCrash!» wurde ein viraler Hit auf Tik Tok.

Ezra Furman war in den 10er-Jahren mit seiner Rockband The Harpoons unterwegs und macht seit 2012 als Solokünstler*in Musik. Ezra definierte sich lange als bisexuelle und genderqueer, bevor sie sich 2021 als Trans*Frau outete und erzählte, dass sie seit zwei Jahren Mutter ist. Für die TV-Serie «Sex Education» hat Ezra Songs geschrieben, die sich dem Thema der Serie, der sexuellen Aufklärung, widmen, denn «in der Highschool mussten wir uns ständig Referate von ultra-konservativen, christlichen Sexualkunde-Expert*innen anhören, die uns Enthaltsamkeit lehren wollten und eine krasse Anti-Abtreibungspolitik vertraten.» Doch als Selbsttherapie will Ezra seine Lieder nicht verstanden haben, in erster Linie sollen die Leute damit unterhalten werden. «Es ist ein befriedigendes Gefühl, gewisse Wahrheiten aussprechen zu können und über meine Gefühle zu reden. Ich mache mich in meinen Songs zwar angreifbar und auch zur Zielscheibe von Spott und Häme. Ich setze mich Menschen aus, die ablehnen, was ich zu sagen habe. Es freut mich aber, wenn meine Musik anderen hilft, zu sich selbst zu finden und ein wenig dazu beiträgt, über die Probleme der LGBTQ+-Gemeinschaft aufzuklären», erzählte Ezra im Interview mit Refinery29.


Neue Lesben braucht der Pop

Lange waren Lesben im Pop-Bereich oberhalb der Subkultur kaum sichtbar. Deshalb standen Joan Armatrading, Melissa Etheridge und k.d. lang ziemlich allein im Scheinwerferlicht breiter Aufmerksamkeit. Alle drei Künstlerinnen gaben 2021 endlich wieder musikalische Lebenszeichen von sich.

Auf ihrem 22. Studioalbum «Consequences» besingt Joan Armatrading das universale Thema Liebe und lässt sich musikalisch nicht einordnen. Ihr Sound aus Pop, Jazz, Soul, New Wave, untermalt von Armatradings unverkennbarer, warmer und zugleich dunkler Stimme, hat nichts von seiner Strahlkraft und Klasse eingebüsst. Ihrerseits machte Melissa Etheridge auf ihrem Album «No Way Out» schlaue Resteverwertung und besann sich auf ihre schnörkellosen Rock-Wurzeln. Für «Makeover» liess k.d. lang Bearbeitungen einiger ihrer gediegenen Country-Pop-Stücke von grossen Namen der House- und Elektronikszene der 90er- und 00er-Jahre erstellen.

Und doch hat 2021 gezeigt, dass der lesbische Nachwuchs nicht schläft. Hier eine Auslese der interessantesten Vertreterinnen:

15 Jahre nach dem Durchbruch mit dem Hit «The Story» hat Brandi Carlile mit ihrem siebten Album «In These Silent Days» einmal mehr bewiesen, was für eine begnadete Musikerin und Sängerin sie eigentlich ist. Ihr ist ebenfalls zugute zu halten, dass sich LGBTQ-Themen und mehr Diversität im männlich dominierten Country-Genre inzwischen durchgesetzt haben. «In These Silent Days» ist während der Pandemie entstanden. Mit ihren treuen Gefährten, den Zwillingsbrüdern Tim und Phil Hanseroth, serviert Brandi Carlile ihren bewährten Mix aus Folk, Country, Gospel und Rock. Es ist aber im Powerballaden-Fach, wo Brandi Carlile wirklich auf Hochform aufläuft. Ihre Stimme ist eine Wucht, und man erliegt ihr von den ersten Takten weg.

Laura Pergolizzi alias LP, die 2016 mit dem Hit «Lost On You» international bekannt wurde, hat sich auf ihrem sechsten Album «Churches» mit ihrer eigenen Vision von Spiritualität und Religion auseinandergesetzt. In musikalischer Hinsicht hat LP nach wie vor keine Berührungsängste und changiert zwischen Powerballaden, Drama-Pop, Elektronik und Indie-Rock. Aber das eigentliche Tüpfelchen auf dem i bleibt nach wie vor LPs unangepasste, näselnde und kratzige Stimme, mit der sie ihre mehr als solide Songs eindringlich interpretiert.

Annie Clark alias St. Vincent ist auf «Daddy’s Home» in die musikalische Welt ihres Vaters eingetaucht, der nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe aus der Haft entlassen wurde. Die US-Amerikanerin hat das magische Flair der Post-Hippie-, Funk-, Soul- und Punk-Ära perfekt eingefangen. Auch ihr Outfit mit Blumenmuster und Plüschjacke passt sehr gut zum Retro-Sound. Die blonde Perücke auf dem Albumcover ist eine Hommage an die glamouröse Transgender-Ikone Candy Darling, der der gleichnamige Song auf dem Album gewidmet ist.

Zu den erfolgreichsten lesbischen Newcomerinnen 2021 gehört bestimmt die 22-jährige rothaarige Marie Ulven Ringheim alias girl in red. Dank ihrem früheren Song «I Wanna Be Your Girlfriend» gilt die Norwegerin als neue Gay-Ikone ihrer Generation. Auf Grund von 1,9 Millionen Followern auf Instagram und 7,7 Millionen auf Spotify war der Erfolgsdruck, der auf dem Debütalbum lastete, entsprechend hoch. Aber mit «if i could make it go quiet» erfüllte girl in red sämtliche Erwartungen und machte ihrem Ruf als norwegische Billie Eilish alle Ehre.

Die kalifornische Schauspielerin und Pop-Sängerin Hayley Kiyoko ist so etwas wie das lesbische Pendant zu Troye Sivan und wird von ihren Fans als «Lesbian Jesus» bezeichnet. Nicht nur in ihren Songs, sondern auch in den Videos lebt sie ihre sexuellen Fantasien aus. 2021 hat Kiyoko bloss drei Singles veröffentlicht. Besonders erwähnenswert ist «Candy», die Kollaboration mit der US-amerikanischen Queer Queen Fletcher. In diesem Song verfangen sich die jungen Damen in einem Liebesdreieck mit der Frau, die beide begehren. Selten hat ein Pop-Song 2021 ein solches Ausmass an sapphischer Liebe erfahren. Auf einem ähnlichen Niveau bewegt sich die Indie-Sensation Michelle Zauner alias Japanese Breakfast. Mit der 80s-Synth-Pop-inspirierten Nummer «Be Sweet» hat sie ein Manifest hemmungsloser weiblicher Sexualität entworfen.


Japanese Breakfast gibt uns im Video zum Song «Be Sweet» eine witzige Parodie auf die Fernsehserie «Akte X». Mulder uns Scully auf lesbisch.


Die 25-jährige Texanerin Allison Ponthier könnte die lesbische Antwort auf Taylor Swift sein. Sie ist die queere Künstlerin, auf die das Country-Genre schon immer gewartet hat. Wie Swift hat Ponthier ein besonderes Flair, ihre persönlichen und prägnanten Story-Telling-Erfahrungen in regenbogenfarbenen Country-Pop-Songs zu verpacken. Ihre Single «Cowboy» aus der Debüt-EP «Faking My Own Death» ist wohl das beste Beispiel dafür.

Vor zehn Jahren ging die damals 13-jährige Teenagerin Rebecca Black mit ihrem Song «Friday» viral, der im Netz als «der schlechteste Song aller Zeiten» betitelt wurde. Inzwischen hat sich Rebecca Black vom Cyber-Mobbing-Fall erholt. Sie hat ihre zweite EP «Rebecca Black Was Here» herausgebracht und die Kontrolle nicht nur über ihre Musik, sondern auch über sich und ihre sexuelle Selbstbestimmung wiedererlangt. Der Titel «Girlfriend» kann durchaus als programmatisch verstanden werden.

Die US-amerikanischen Songwriterinnen Ellen Kempner und Melina Duterte waren bisher mit ihren eigenen Projekten Palehound bzw. Jay Som allein unterwegs. Erst 2021 haben sie ihre musikalischen Kräfte in die LoFi-Pop-Band Bachelor gebündelt. Auf «Doomin’ Sun», ein Hoch an die queere Freundschaft und zugleich ein zugängliches Indie-Gitarrenrock-Album, holen sie den Frauen-Indie-Rock aus den 90er-Jahren (The Breeders, Liz Phair, Juliana Hatfield) aus der Mottenkiste.

Die finnisch-französische Sängerin Olivia Merilahti war mehr als zehn Jahre die eine Hälfte des französischen Indie-Pop-Duos The DØ. 2021 startete sie als Prudence ihr neues Solo-Projekt. Ihr Debüt «Beginnings» klingt nach futuristischem Pop. Prudence und ihre Produzenten Xavier und Surkin von der French-Touch-Kombo Justice verbeugen sich vor Daft Punk, den Werken von Timbaland für Nelly Furtado und Justin Timberlake, Kraftwerk und dem Soundtrack von Science-Fiction-Filmen wie Blade Runner.

Lesben-Video-Tipps:

LP «One Last Time» https://youtu.be/DKuDnvi81iY
Brandie Carlile «Right On Time» https://youtu.be/tOpWqWK0q4U
Hayley Kiyoko  «Chance» https://youtu.be/1CPzx-l1Vzc
Girl in Red «I’ll Call You Mine» https://youtu.be/vQkRDWI4Tqo
Allison Ponthier «Cowboy» https://youtu.be/YSuwwzPl5v4
Rebecca Black «Girlfriend» https://youtu.be/pEy5x-vTH4g
St. Vincent «Down» https://youtu.be/VQ9iAlm-sJ8
Bachelor «Back of My Hand» https://youtu.be/GtfvAZzVPHU
Prudence «Here & Now» https://youtu.be/LAPgBCOUMSc

 


Die Entdeckung des Jahres

Die Entdeckung des Jahres ist das Duo Fado Bicha aus Portugal. Fado Bicha heisst übersetzt Queer Fado. Der Fado ist ein nationales Kulturgut und vor etwa 200 Jahren entstanden. Doch manchmal droht er an seinen festgefahrenen Traditionen fast zu ersticken. Das bekam der schwule Politaktivist Tiago Lila zu spüren, als er an einer Fado-Schule diesen Gesangsstil lernen wollte. «Du darfst keine Lieder singen, die für Frauen geschrieben wurden», bekam er zu hören, «und schon gar nicht darfst du diese queer umtexten!» Tiago, der auch als Dragqueen unterwegs ist, hat darauf die Schule verlassen, um seinen eigenen Fado zu finden und singen. Ein Fado, der es ihm ermöglicht, seine Geschlechtsidentität zu erkunden und einen Safe Space für LGBT-Menschen zu schaffen. Im Gitarristen João Caçador fand Lila einen musikalischen Partner, der seine Ideen teilte. Als Fado Bicha waren sie zuerst in kleinen Gay-Clubs unterwegs, doch schon bald wurden die Lokale immer grösser, denn was sie zu bieten haben, ist neu und aufregend. Eine Mischung aus Fado und Alternativ-Rock, politisch engagiert, dramatisch, und wie es zum Fado gehört, auch himmeltraurig. Mal singt Lila auf Portugiesisch, mal auf Englisch. Nach ein paar Singles konnten sie 2021 – mit der Hilfe des schwulen Kunstmagazin Headmaster– ein Album veröffentlichen. «Every Name is Punishment» ist ein grossartiges, abwechslungsreiches Werk, das auf ganzer Linie überzeugt und über Portugal hinaus Beachtung verdient. Vielleicht wird ihnen das im Jahr 2022 gelingen, denn sie haben für den portugiesischen Eurovision Song Contest Vorentscheid einen Song eingereicht.

Der Signatur-Song von Fado Bicha: «Lila Fadista»


Singer-Songwriter lassen tief blicken

Zahlreiche queere Singersongwritern*innen neueren und älteren Datums entführten auch 2021 die geneigte Hörerschaft in ihre bittersüsse Sehnsuchtswelt. Die meisten von ihnen stellten sich ihren Ängsten sowie ihrer dunklen Vergangenheit und versuchten, über sich hinaus zu wachsen.

Julien Baker aus Memphis ist lesbisch, gläubig und suchtgefährdet. Auf ihrem dritten Album «Little Oblivions» versucht die 25-jährige Singersongwriterin, ihr Leben in den Griff zu bekommen und eine persönliche Balance zwischen Glauben, Abhängigkeit und Sexualität zu finden. Neu vollendet sie ihren «Confessional Dream-Pop» von ihren akustischen Anfängen hin zu einem volleren Sound.

Die britischen Bedroom-Folk-Pop-Sensationen dodie (26) und Cavetown (23) verfügen beide über einen eigenen YouTube-Kanal mit ungefähr 2 Millionen Abonnenten*innen. Trotzdem sind sie authentisch geblieben. Auf «build a problem» geht Dorothy Miranda Clark alias dodie offen mit ihren Depressionen und ihrer Bisexualität um. Wie das Majorlabel-Debütalbum «Sleepyhead», hat Robin Skinner alias Cavetown auch die EP «Man’s Best Friend» selbst in seinem Schlafzimmer in London aufgenommen und produziert. All seine Fantasien und Sorgen spiegeln sich in den sieben Songs, genau wie seine Wünsche und Träume.

Schon auf seinem akklamierten Debüt «Music For Tourists» 2006 liess Chris Garneau mit intimen Bekenntnisliedern aufhorchen, unter anderem über selbst erlittenen sexuellen Missbrauch als Kind. Garneaus sechstes Studioalbum «The Kind» von 2021 ist wieder eine intime und äusserst intensive Kammerpop-Erfahrung. Es sind leise Lieder über das Loslassen, die von Tragik und Schönheit zugleich durchdrungen sind.

Meg Duffy alias Hand Habits hat auch einen besonders schönen Hang zu Melancholie. Auf ihrem mittlerweile dritten Album «Fun House» verzaubert die queere New Yorkerin mit reduziertem Indie-Folk, dem sie hie und da mit Synthie-Pop oder mit rhythmusbetonten Passagen ergänzt.

Die Australierin Courtney Barnett, einst als Retterin der alternativen Gitarrenmusik gefeiert, musste in den letzten Jahren eine schmerzhafte Trennung verkraften und unter Depressionen und Schreibblockade leiden. Doch zum Glück rettete die Warpaint-Schlagzeugerin und -Produzentin Stella Mozgawa die Singersongwriterin aus der Krise. Auf ihrem neuen Album befreit die queere Musikerin ihren Sound von den üblichen rauen und rotzigen Elementen. «Things Take Time, Take Time» steht vielmehr im Zeichen der Achtsamkeit, Entspannung und Entschleunigung.

Fans von handfesten und geerdeten Folk-Klängen aufgepasst. Indigo Sparke ist eine australische Folk-Musikerin mit einer hellen und zarten Stimme, die gern mit der früheren Joni Mitchell verglichen wird. Die gelernte Schauspielerin und Hebamme wurde durch Adrianne Lenker von der Folk-Band Big Thief zu einer Karriere als Singer-Songwriterin bewegt. Ihr Debüt «Echo» hat ebenfalls Adrianne Lenker produziert, auch wenn ihre Liebesbeziehung inzwischen vorbei ist.

Adult Mom ist 2012 als Solo-Bedroom-Pop-Projekt von Steph Knipe aus New York entstanden. Nach dem Coming Out als gender-weird-queer- oder Non-Binary-Person heisst Steph heute Stevie, in Hommage an Sängerin Stevie Nicks von Fleetwood Mac. Mittlerweile hat sich Adult Mom zu einer Band erweitert. Mit dabei sind Stevies Partnerin und Drummerin Olivia Battell sowie Gitarristin Allegra Eidiginger. Adult Mom bezeichnet «Driver» als Indie-Pop-Folk-Soundtrack für eine fiktive queere Rom-Com mit Happy End.


Das Disco-Gefühl in Regenbogenfarben

Auch 2021 wurde die Discokugel wieder zum Drehen gebracht und Disco in seinen unterschiedlichen Facetten angeboten.

Joe Goddard, Chef der britischen Indie-Dance-Combo Hot Chip, und die New Yorker Underground-Disco-Diva Amy Douglas sind Hard Feelings. Das gleichnamige Debütalbum ist eine wundervolle Hommage an den schwulen New Yorker Disco-, House- und Garage-Sound mit gelegentlichen Abstechern in Italo-Disco- und Hi-NRG-Gefilde.

Seit 2014 ist Felix Jaehn aus der EDM-Szene nicht mehr hinwegzudenken. Der Erfolgsdruck, die Panikattacken und sein Hadern mit seiner Bisexualität wirkten sich allerdings sehr schlecht auf seine mentale Gesundheit. Auf «Breathe» gelingt es Felix Jaehn, seinen seelischen Schmerz mit lebensbejahenden Disco-House-Songs wegzutanzen.

Auch für den offen schwulen afroamerikanischen Sänger Vincint hat sich Disco als beste Therapie erwiesen, um über seine Ängste und Unsicherheiten hinwegzukommen. Es ist bestimmt kein Zufall, dass er sein Debütalbum «There Will Be Tears» im Pride-Monat herausgebracht hat. Elf Songs lang feiert er queere Liebe, Freundschaft und Solidarität, als ob es kein Ende gäbe.

Auch der schnucklige Keiynan Lonsdale hat den Weg in die Disco gefunden. Der durch den Film «Love, Simon» bekannt geworden Australier tanzt im Video zum Song «Gods of the Disco» knapp bekleidet und mit Glitzer bestäubt unter der Spiegelkugel eines Gay-Clubs.


Der schwule britische Sänger, Songwriter und Produzent Tom Aspaul hat bereits Songs für Kylie, AlunaGeorge, Little Boots und Celeste (mit-)geschrieben. In der britischen Musikpresse erntete sein Debüt «Black Country Disco» Vergleiche mit den Disco-Alben von Madonna, Jessie Ware und Roìsin Murphy. Das Remix-Album «Black Country Discothèque» steht dem Erstling in Sachen Gästeliste (u.a. Kim Wilde, Bright Light Bright Light, MNEK, Brandon MacLean) und Disco-Opulenz in nichts nach.

Der Produzent, Sänger und Songwriter Christopher Sauceda alias Boy Sim durfte bereits im Vorprogramm für Charli XCX und Queer-Pop-Helden*innen Dorian Electra und Slayyyter spielen. Nach dem Mixtape «Pink Noise» von 2018 steckte der junge Texaner seine ganze Energie in das Album «Rowdy», welches deutlich vom Disco-Funk-Sound der 70er- und 80er-Jahre beeinflusst ist. Mit seinen glitzernden Cowboy-Kostümen könnte man Boy Sim als den Orville Peck der Discomusik bezeichnen.


100 queere Song – die Playlist 2021

Alle im Artikel erwähnten Interpret*innen und ein paar mehr findest du in unserer Playlist «QueerPop 2021» auf Spotify und Apple Music. Wir haben uns auf 100 Songs beschränkt, obwohl wir noch einige mehr hätten hinzufügen können, denn im Jahr 2021 konnten wir – was queere Musik anbelangt – aus dem Vollen schöpfen. Wir beide sind Pop-Besessene seit der Kindheit. Als schwule Männer hatten wir immer ein offenes Ohr für Musik von LGBT-Künstler*innen. Mussten wir früher mit der Lupe nach ihnen suchen, werden wir heute überhäuft von neuer und guter Musik aus einer queeren Perspektive. Das erfreut unsere Regenbogen-Herzen. Wir bleiben dran. Auch im 2022 wird euch Corey monatlich mit seinen Musiktipps auf bern.lgbt und jeden 1. Sonntag im Monat in unsere Sendung GayPop auf QueerUp Radio mit neun Tönen versorgen. Ludwig wird weiterhin in seiner Plattenkiste nach Perlen suchen, die er ebenfalls im QueerUp Radio präsentiert in seiner Sendung Perlen aus Ludwig Plattenkiste.


Die XL-Playlist mit 100 queeren Songs

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