Kaum zu verstehen, dass Tagebücher meistens so gnadenlos langweilig sind. Schreibt überhaupt noch jemand Tagebücher heutzutage ?
Früher hatte ich eins. Mit einem Schloss, damit bloss niemand einen Blick reinwerfen kann. Doch nur selten fiel mir etwas Spannendes ein. Meistens waren es nur kleine Gedanken, oder wen ich gerade spannend fand, oder was sonst so im Alltag passiert ist. Nichts Grossartiges.
Tagebuch schreiben
Dann gibt es solche Momente, wo man etwas aufschreiben möchte, aber einem nichts einfällt. Gedankenlos kratzt man sich am Hinterkopf und überlegt angestrengt worüber man schreiben soll. Man kratzt sich mit den Fingernägeln den Zahnstein ab, macht sich Gedanken über den Pimmel seines Partners, erinnert sich an peinliche Dating-Geschichten, lacht darüber, denkt Schlechtes über seine ehemaligen besten Freunde, vergleicht sich mit anderen, denkt schlecht über sich selbst. Und schreibt das alles nicht auf, weil es nicht tagebuch-tauglich ist. Ein «ungehöriges» Tagesbuch wäre das. Manche schreiben stattdessen Romane.
Als mir neulich ein uraltes Tagebuch beim Ausmisten meines Zimmer in die Hände fiel, musste ich zuerst laut lachen. Auf dem Buchdeckel steht gross geschrieben: «Bitte nicht lesen». Ich war damals etwa 15 Jahre alt. Das Tagebuch war schwarz und mit lauter Stickers von den Spice Girls dekoriert. Ich war ein eingefleischter Spice Girls-Fan, besonders von Victoria Beckham aka „Posh Spice„. Das bin ich übrigens heute noch.
Ich öffnete die erste Seite, und da steht: «Liebes Tagebuch… ». Ein klassischer Satz für ein Tagebuch. Nun, ich werde nicht alles erzählen, was darin geschrieben steht. In der Kurzfassung: Ich habe mich damals verliebt in den zehn Jahre älteren Patrick, den ich bei einer Geburtstagsparty einer Freundin kennengelernt hatte. Ihm verdanke ich meinen ersten Kuss. Ich beschrieb, wie er aussah und wie wir uns geküsst haben – beim Flaschendrehspiel. An den Kuss kann ich mich heute nicht mehr erinnern, aber ich weiss welcher Song zu dem Zeitpunkt im Hintergrund gespielt wurde. Das war Madonna und ihr Song «Open your Heart». Kitschig. Oder nicht ?
Erinnerungen
Ich schwelge gerne in Erinnerungen. Es gibt solche, an denen ich gerne festhänge und bei denen ich bis aufs Detail alles im Kopf behalten habe. Und dann gibt es solche, die ich verdrängt habe. Bewusst. Um die Schmerzen zu vergessen, Albträume zu vermeiden oder das Gefühl von Verlust, Hass oder Wut zu vermeiden.
Tagebücher finde ich toll. Ob ich heute noch Tagebücher schreiben würde ? Weiss nicht. Vielleicht. Zum anderen fällt mir gerade auf, dass ich in manchen Tagebüchern zu Beginn sehr schön schreibe, aber mit der Zeit die Schrift immer kleiner werden und unlesbar wird, so dass ich es selbst nicht mehr entziffern kann. Dann doch lieber von Hand geschrieben und kurz gefasst.
Ich persönlich finde Tagebücher eine grossartige Ergänzung neben dem Notizbuch. Wir können unsere Gedanken, Wünsche und Träume aufschreiben und in einem späteren Zeitpunkt Rückblicken und in Erinnerungen schwelgen.
Allerdings finde ich dass man mit einer positiven Einstellung herangehen muss. Schlechtes Karma oder Dinge, die uns runterziehen, gehören nicht in das Tagebuch. Dazu sind Freunde und Familien da, um mit ihnen darüber zu reden, was einem Mut macht und unterstützt. Weil sonst die Gefahr besteht, dass alte Gefühle oder verletzende Geschichten wieder aufleben und dich traurig machen. Dass sollte nicht der Sinn von einem Tagebuch sein.
Deshalb mein Tipp: Mach deine Gedanken frei. Hör auf dein Herz und ran an dein Tagebuch. Lass deine Kreativität fliessen.
:: Keep the good Vibe ::
Alles Liebe, Xx Glenn