Am heutigen warmen Sonntag sitze ich in meiner abgedunkelten Wohnung (ist ja sonst viiel zu heiss) und schaue mir die Fotos und Videos, die ich am gestrigen Zurich Pride Festival geschossen habe nochmal an.
Es war ein schöner Tag. Sonnig, warm (heisss!!!!) und so wie die meisten Prides: kraftschenkend. 19’000 Leute sollen mitmarschiert sein. Obwohl die Zahl noch etwas relativiert wurde: 14’000 Marschierende und 5’000 Zuschauende.
In der Parade selber hatte man das Gefühl, es waren noch mehr! Ein tolles Gefühl.
Mein Partner war dieses Jahr leider im Ausland und konnte nicht teilnehmen.
Alleine war ich aber nicht. Ich war mit zwei meiner Freunde unterwegs. Später kam noch mein Super-Mami dazu.
An Pride Festivals schätze ich vorallem das „Pride-Feeling“, das Gefühl des Zusammenhaltes und der Community. Auch wenn böse Zungen behaupten, am Zurich Pride Festival gehe nur noch um Kommerz (Hauptsponsoren waren Banken). Das stimmt für mich nicht. Wenn rund 15’000 Menschen zusammen durch die Strassen laufen, ergeben sich diverse Szenarien. Es wird gefeiert, getrunken, gestritten (?), geliebt (?), geküsst, getanzt. Es wird geweint, gelacht und aufgesogen. Man ist zusammen da. Zusammen.
Nach der Parade ist vor dem Fest und so fand ich mich mit meinen Freunden dann auch bald auf dem Festivalgelände mit Bars, Ständen und Zelten.
Die Musik war „pride-ig“ und die Stimmung ausgelassen. Und ich habe etwas gelernt.
Mit 30 Jahren allein an eine Pride zu gehen ist nicht das gleiche wie zu zweit. Versteh mich nicht falsch, meine beiden Freunde waren immer bei mir, sie sind aber ein Paar. Sie erlebten das Festival zusammen! Sie küssten und umarmten sich und erlebten dieses grosse Fest zusammen. Denn im Gegensatz zur Parade, wo alle irgendwo Anschluss finden, teilt sich die Crowd auf dem Festivalplatz ziemlich genau in zwei Kategorien: Die Singles und die Partner*. Als Mann in einer monogamen Beziehung – aber ohne Partner auf dem Platz – fühlte ich mich schnell etwas allein. Meine Freunde haben sich gut um mich gesorgt. Das Gefühl, nur halb dabei zu sein, stammte komplett von mir.
Ich habe mir daher für die nächsten Prides folgendes vor genommen: Entweder gehe ich mit meinem Partner dort hin oder dann gar nicht. Oder ich besorge mir eine Aufgabe. Zum Beispiel als Helfer an der Pride oder in meiner Funktion als GAYRADIO-Moderator.
Die Pride ist ein wahnsinnig tolles Konzept, das einzige was sie nicht kann, ist es allen recht zu machen. Das muss sie aber auch nicht. Denn wenn sie mir nicht passt, bestehen tausende Möglichkeiten mich einzubringen und sie zu „meiner“ Pride zu machen. Die Pride gehört allen. Dir und mir und uns.