Der Nationalrat schützt LGB, TI bleiben Freiwild für Diskriminierung und Hatespeech

Bern, 3.12.18 – Der Nationalrat hat heute mit 107 zu 77 Stimmen die Aufnahme der Geschlechtsidentität in Artikel 261bis Strafgesetzbuch verweigert. Er folgt damit dem Ständerat und dem Bundesrat, die sind nämlich gleicher Meinung. Damit dürfen auch in Zukunft Trans* und Inter* Menschen als Gruppe straffrei diskriminiert und mit Hassreden eingedeckt werden. Eigentlich ist das zum Kotzen, ein Armutszeugnis schlechthin. Die Begründungen spotten jeglicher Realität. Geschlechtsidentität sei ein zu schwammiger Begriff, die Zeit sei noch nicht reif das gesetzlich zu regeln. Nun denn, stellt sich die Frage, wann ist die Zeit denn reif? Vielleicht nach ein paar Suiziden oder Social Media Posts die Richtung Genozid gehen?

Unter dem Strich tut das enorm weh, keine Frage, aber es zeigt halt auch, wir müssen noch mehr tun um im Bewusstsein jener, die die Gesetze machen und jener die der Meinung sind wir sind eh nur eine Modeerscheinung eine Rolle zu spielen. Das ist schlicht Arbeit, auch Drecksarbeit, und das klappt auch nicht ohne Unterstützung der gesamten Community. Fakt ist auch, da bin ich mir sicher, nachdem unser Land in der ILGA Map ein paar Plätze gewonnen hat, in der nächsten fallen wir wieder da hin zurück wo wir mal waren, weit hinten. Die Schweiz ist jetzt in Bezug auf Rechte von Trans und Inter Menschen keinen Deut besser als etwa Russland oder die Türkei.

Mut macht das Ganze ja ganz und gar nicht. Da stehen Dinge an wie eine vereinfachte Personenstandsänderung für Trans und Inter, für Inter kein Problem, sagen die Politiker, aber für Trans? Starker Gegenwind von allen Seiten, aber geht ja, Diskriminierung ist auch da erlaubt, oder? Ein drittes Geschlecht? Mal abgesehen davon, dass wir Inter ein NEUTRALES GESCHLECHT möchten, nicht ein drittes, ich sehe die Felle davon schwimmen.

Helvetia quo vadis? Jetzt wo tempora mutantur et nos mutamur in illis? Wie soll man 246 Politikern, von denen notabene 70% das Ablaufdatum deutlich überschritten haben, in die Birne hämmern, es gibt nicht nur Mann und Frau, und das seit Jahrhunderten, ihr habt es bloss noch nicht gemerkt oder verleugnet es (kommt mir bekannt vor)? Glaubt ihr von all denen ist kein einziger ein Betroffener? Ich hab da so meine Zweifel….

Fragen über Fragen, aber das Gute daran ist, die Antworten können wir selber liefern. Mit Fakten. Solchen wie zum Beispiel, Operationen an Inter* Kindern kosten die IV jährlich etwa 1.2 Millionen, das ist aber noch nicht alles, da kommen auch Folgekosten dazu wie lebenslange Hormontherapien zu Lasten der Krankenkassen, Kosten für psychologische Betreuung zu Lasten der IV, denn es läuft ja nicht einfach nach Plan, Schnitt, weg mit dem Schniedel und gut ist.

Ausserdem hörte man in der NR Debatte immer wieder die Zahl 40 000, ich geh mal davon aus die meinten Trans und Inter Menschen die betroffen sind. Gemäss WHO ist der Anteil von Inter Menschen an der Weltbevölkerung ca. 1.7%, das wären dann schon 136 000 nur Inter. Aber eben, sie wissen nicht worüber sie reden, auch nicht dass Intergeschlechtlichkeit nur sichtbar ist wenn man uns die Hosen runter zieht, mal vorausgesetzt wir wurden nicht korrigiert (und selbst dann sieht man es), und dass das nur ein kleiner Teil ist, denn der grössere Teil hat keine sichtbaren Merkmale.

Schon in der Präambel unserer Verfassung stehen die Worte “Das Schweizer Volk und die Kantone […] im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben, […]. Aber eben Vielfalt ist nicht gleich Vielfalt, oder liebe Politiker?

In diesem Sinne, zurück auf Feld 1, aber jetzt sind wir dran mit Würfeln!

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