Gedanken zum IDAHOBIT 2020

Nun ist er also da, der IDAHOBIT 2020. Ein spezieller Tag in jeder Beziehung. 30 Jahre ist es her seit die WHO Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten (ICD) gestrichen hat. Und auf den Tag genau ist es heute der 15. IDAHOBIT an dem die Community auf die Diskriminierungen, der sie tagtäglich ausgesetzt ist, hinweist.

Pünktlich zum 17. Mai erschien auch die ILGA Map, und die Schweiz rangiert in Europa auf dem 23. Platz (von 49 aufgeführten Ländern)! Erstmals wurde auch das I, also die Intergeschlechtlichkeit, berücksichtigt.

Da liest man zu Intergeschlechtlichkeit:

BODILY INTEGRITY

On 10 April, the Grand Council Geneva adopted two motions to prohibit genital mutilations on intersex persons, to grant reparation to victims, and to provide free psycho-social support for intersex persons and their families. On 16 October however, the Council of States Geneva stated that no such surgeries have been performed since 2012, and therefore no ban is needed. There is evidence of the contrary: Switzerland submitted an Annex to its response to the List of Issues by the UN Committee on Economic, Social, and Cultural Rights in 2019, which included the number of surgeries conducted.

Dazu, denke ich, ist kein weiterer Kommentar nötig. Für unser Land definitiv ein Armutszeugnis so weit hinten zu stehen!

Eigentlich sollte es öffentliche Aktionen geben, wir sollten draussen sein, uns zeigen und lautstark darauf hinweisen, wir sind da! Aber Covid-19 hat uns da einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Alles was bleibt sind Zeitungsartikel, TV und Radio Beiträge und natürlich die sozialen Medien.

Seit kurzer Zeit wird der 17. Mai nun IDAHOBIT genannt, also quasi Bi und Intergeschlechtlichkeit eingeschlossen. Aber ist das wirklich so?

Aus Sicht der intergeschlechtlichen Menschen in der Schweiz ist es das nicht, Punkt! Verfolgt man die Berichte im Vorfeld des IDAHOBIT in den Medien, hört und liest man da alles über Homosexuell, Lesbisch und Trans*, aber Inter*, Fehlanzeige. Schwule, Lesben und Transmenschen allgegenwärtig. Man kommt sich da vor wie das fünfte Rad am Wagen, traurig aber wahr. Ja, es gibt Ausnahmen, lokaler Natur, aber ehrlich gesagt, das reicht ganz einfach nicht.

Man bekommt einfach das Gefühl, die Inter* Bewegung steckt noch tief in den Kinderschuhen und kommt da einfach nicht raus. Es fühlt sich manchmal an wie ein Kampf gegen Windmühlen. Zwar wird, auch im Zusammenhang mit dem IDAHOBIT, das I sicher öfter erwähnt als auch schon, aber sieht man mal genauer hin, es ist meist am Anfang von Berichten oder Interviews, und im weiteren Verlauf heisst es dann immer nur noch LGBT.

Es wird viel geredet und geschrieben über eine Community die zusammenstehen muss, sich gegenseitig unterstützen soll, gemeinsame Interessen verfolgen soll. Gut! Aber, warum lassen wir dann den Worten keine Taten folgen? Ja, die Inter* Bewegung steht noch am Anfang eines weiten und steinigen Wegs, hat (noch) keine grosse Lobby, aber genau deshalb braucht sie eben diese Unterstützung und Solidarität. Das hilft intergeschlechtlichen Menschen auch aus der Anonymität zu kommen. So ganz nebenbei wären das in etwa 148 000 Menschen in der Schweiz die mit einer Variation der Geschlechtsentwicklung geboren wurden, von denen die meisten unsichtbar leben und auch leiden…

Der IDAHOBIT 2020 wird sicher in die Geschichtsbücher eingehen als der Tag während der Covid-19 Pandemie, und hoffentlich auch als der Tag an dem die Schweizer Community sich darauf besonnen hat auch wirklich alle Mitglieder im Kampf gegen Diskriminierung einzuschliessen. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

“Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.”

Albert Einstein

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