In diesem Jahr haben wir uns immer wieder mit dem Thema “Ausgrenzung” innerhalb unserer eigenen Community beschäftigt …
Unsere queere Community wird von der heteronormativen Welt als stolz, als glitzernd und auch als geeinigt wahrgenommen. Kratzt man allerdings an der Oberfläche, merken wir bald, dass auch wir uns zahlreicher Schubladen bedienen, die zu Ausgrenzungen führen. “Tunten” oder „Dicke“ erhalten auf Datingplattformen eine Abfuhr. Für Schwule sind Lesben „Traktoren“. Für Lesben sind Schwule oberflächlich und „schwanzgesteuert“. Transpersonen werden auf ihre Sexualorgane reduziert. Bisexuelle sind verkappte Schwule oder Lesben. Und Behinderte sind gleich doppelt diskriminiert … Die Liste kann beliebig erweitert werden. Und wir alle haben wohl schon entsprechende Erfahrungen gemacht.
Am 18. März hat in der Villa Stucki in Zusammenarbeit mit den HAB ein Podium mit dem Titel “Wenn sich eine Minderheit selber diskriminiert” stattgefunden. Das Thema lockte erfreulicherweise viele interessierte Menschen in die Villa, die untereinander lebhaft diskutierten.
Nach dem Podium schrieb Christian Krüger in einem Kommentar zum Podium und zu unserem Jahresthema:
Nun stellt sich die Frage, gibt es Ausgrenzung innerhalb der LGBT-Gemeinschaft? Die Antwort ist eindeutig: ja – und sie ist gewollt. Es wird nun schwierig eine Lösung für ein Problem zu finden, welches gewollt ist und bisher nicht als Problem angesehen wurde. Die Herausforderung liegt hier bei jenen, die sich einer Gruppe zugehörig fühlen, von dieser aber nicht akzeptiert, resp. toleriert werden. Es ist jedoch fraglich, ob tatsächlich keine Akzeptanz vorhanden ist. Persönliche Interessen, Ideologien, Sympathien u.ä. müssen zwangsweise kompatibel sein. Sexuelle Orientierung und/oder Transidentität sind kein Garant für Freundschaft. Hinter diesen Punkten stehen immer noch Menschen, mit all ihren Fehlern. Darum: Redet miteinander!
Dem ist eigentlich als Fazit zu unserem Jahresthema “Ausgrenzung” nichts mehr anzufügen.
Vor einem knappen Jahr schrieb ich auf andersnormal.ch, dass wir mit unserem Jahresthema vor allem die Diskussion anregen wollten. Das ist uns wohl gelungen, haben sich doch nebst der HAB auch andere LGBT-Organisationen und Magazine dem schwierigen Thema angenommen. So hat beispielsweise das Magazin “Display” im November mit einem längeren Artikel unter dem Titel “Eine schrecklich nette Familie” über Ausgrenzung unter schwulen Männern berichtet und am 8. November fand im Rahmen des Berner Filmfestivals Queersicht ein Podium zum Thema “Toleranz” statt.
Daniel Frey