Oh, es ist tatsächlich schon Mittwoch. Und eigentlich hätte gestern ein Blogpost kommen sollen. Wieso kommt erst jetzt einer? Nun, habt ihr das Datum beachtet?? 11. Oktober!! Der internationale Coming Out Day 😊 Und deswegen kommt auch erst heute ein SimiiLila-Blogpost.
Heute möchte ich euch passend zum Tag von meinem aller ersten Coming Out erzählen, nämlich das vor mir selbst.
Ich habe als Kind schon bemerkt, dass ich zwar mit Bäbis spielen mag, doch dass es mir grösseren Spass bereitet, mit dem Gokart den Berg runter zu fahren, Hütten im Garten zu bauen und meinem Papi beim Putzen der Armeewaffe zu helfen. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich genderfree aufwachsen liessen. Ich durfte mit dem Gokart rumkurven und auch in Kleidchen wurde ich definitiv nicht gezwungen. In der 5. Primarklasse fingen die Mädels in meiner Klasse an, sich für die Jungs der Klasse zu interessieren. Ich hingegen fand die Jungs spannend, wenn es ums Hütten bauen oder Fangis spielen ging auf dem Pausenplatz.
Den ersten Kuss hatte ich mit 12 dann auch nicht mit einem Jungen, sondern mit einem Mädchen. Eher weil es ein Spiel war an meinem Geburtstag, als aus wirklichen Gefühlen heraus. Doch dieser eine Kuss hat etwas ausgelöst damals. Ich war 13 Jahre alt und kam dann mit einem Hockeyaner zusammen, denn es war ja normal, dass es dann mal los ging mit den ganzen Gefühlen. Dann kam der erste Kuss mit ihm. Und ich war so enttäuscht. Es war alles andere als toll. Ich fühlte null und nichts dabei. Ich wollte den Kuss mit dem Mädchen zurück.
Mir war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass ich wohl auf Mädchen stehe. Doch ich wusste, dass ich offenbar nicht wirklich Spass an Jungs habe. Das Thema Homosexualität wurde bei uns zu Hause nicht verschwiegen oder so, doch es war nicht wirklich präsent. Ich kannte auch niemanden, der homosexuell war.
Mit 14 machte ich dann meine ersten sexuellen Erfahrungen. Mit meiner damaligen besten Freundin. Wir verheimlichten das vor allen. Und das Wort lesbisch kam nie über unsere Lippen. Als sie sich dann wie selbstverständlich in einen Jungen verliebte und dann mit ihm eine Beziehung einging, empfand ich den Schmerz des Lebens und ich realisierte, dass ich wohl verliebt sein musste. Ich war unglaublich eifersüchtig und es tat so weh. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich auf Frauen stehe. Doch wahrhaben wollte ich es nicht und so ging ich ebenfalls eine Beziehung mit einem Typen ein. Das Sexuelle stand für mich jedoch klar in Hintergrund.
Mit 18 Jahren verliebte ich mich dann in eine Frau, welche offen bisexuell war/ist und sie sich in mich. Das erste Mal wurden meine Gefühle erwidert und ich war glücklich. Da wusste ich: Simii, du bist lesbisch. Meinen Eltern sagte ich noch nichts. Ich hatte zu grosse Angst, dass es ein Theater geben würde. Im Nachhinein hätte ich es besser gesagt, denn wie es meine Eltern herausfanden, will keine Mutter und kein Vater der Welt. Schliesst eure Türen ab und seid euch bei Partys sicher, dass die Eltern nicht plötzlich auftauchen könnten. So viel dazu 😉
Ich bin lesbisch und das ist gut so. Ausgesucht habe ich es mir nicht, aber ich bin froh, dass ich im 2017 leben darf. Einiges haben wir von der LGBT Community bereits geschafft, vieles ist im Gange und eine Menge steht noch vor uns. Ich setze mich aktiv für uns ein und sage euch LGBT’s: Geht raus und steht zu euch und eurer sexuellen Orientierung! Wir gehören genauso zur Gesellschaft, wie die Heterosexuellen.
Und an alle Heterosexuellen da draussen: Ja, wir sind schrill und bunt. Doch wir leben so, wie es für uns stimmt. Wir lieben nicht anders, sondern einfach das gleiche Geschlecht. Habt keine Berührungsängste. Wir sind genauso wie ihr, einfach anders 😉
An alle unter dem Regenbogen:
GO OUT AND BE PROUD!!
Allen einen schönen Coming Out Day!!