Zuerst möchte ich mich bei euch für die vielen tollen Feedbacks zu meinem letzten Blogpost («Wenn eine Affäre zu Ende ist») bedanken. Mir geht es gut 😊 Wirklich. Kurz nach meinem Post gab es ein klärendes Gespräch, auf welches ich hier nicht weiter eingehe. Jedenfalls DANKE euch allen! Mir war irgendwie nicht bewusst, dass wirklich so viele Mädels und vor allem über die Landesgrenzen hinaus meine Blogposts so interessiert lesen.
Ich habe mich gefragt, wie es eigentlich dazu kommt, dass sogar Frauen aus Österreich oder Deutschland meine Beiträge finden. Auch eine deutsche lesbische Bloggerin hat mich entdeckt. Das Lustige: Ich wollte mit ihr sowieso eine Kollaboration starten. Sie kam mir zuvor. Ich lese ihren Blog schon seit Monaten. Auf diesem Weg grüsse ich dich mal 😊 Den Blog von Annie findet ihr hier: www.rainbowfeelings.de. Und vielleicht könnt ihr bald einen Blogpost von ihr hier lesen. So quasi als mein Gast 😉
Worum geht es heute? Es geht ums «sich nicht outen». Kürzlich habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich elegant aus einem Gespräch gezogen habe, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich lesbisch bin. Der Grund war folgender: Ich stand mit einer weit entfernten Bekannten an der Tramhaltestelle als ein offenbar schwules Paar hinzukam. Sie hielten Händchen und stellten sich neben uns. Meine Bekannte zog mich am Ärmel und meinte leise: «Komm, wir gehen etwas weg ‘vo dene zwei Grüsel’» Ihr könnt euch meinen Blick nur erahnen. Ich starrte sie an und brachte keinen Ton aus mir. Sie bemerkte dies wohl und fragte mich, ob ich «das» etwa in Ordnung fände (sie deutete abschätzig mit ihrem Kopf in Richtung Pärchen). Ich sagte dann zu ihr, dass ich absolut und gar kein Problem mit Schwulen oder Lesben hätte. Sie verzog ihr Gesicht, verdrehte ihre Augen und lachte dann: «Du bist sicher eine heimliche Lesbe». Es sollte ein Witz sein. Ich stand immer noch da wie ein Depp. Kurze Zeit später kam mein Tram und ich stieg ein. Sie musste zu meinem Glück in die andere Richtung.
Im Tram sitzend erholte ich mich nur langsam von meinem Schock. Ich habe wie gelähmt vor dieser Frau gestanden und wusste nicht wohin mit mir. Ich, die selbstbewusste Simii, war in dem Moment einfach wie ein Stück Holz, in das ein Nagel eingeschlagen wurde. Langsam zog ich diesen Nagel nun aus mir heraus. Was war da gerade passiert? Eine 31 Jahre junge Frau, im 2017 in der Stadt Zürich lebend, in einem sozialen Beruf arbeitend mit so einer Einstellung? Gut habe ich kaum bis nie mit ihr Kontakt. Es war eine unglaublich unangenehme Situation für mich. Das erste Mal seit gefühlter Ewigkeit habe ich mich aufgrund meiner Orientierung unwohl gefühlt.
Bin ich ein Grüsel? Nein. Ich bin zwar lesbisch. Aber vor allem bin ich Mensch. Ich stehe auf Frauen und tue damit niemandem weh. Ich war überzeugt, dass ich mich nicht mehr verstecken würde, dass ich zu meiner sexuellen Orientierung stehen und ich mich aktiv für die LGBT – Community einsetzen würde. Doch bei dieser Frau war ich stumm wie ein Fisch. Ich habe mich nicht getraut, meine Meinung zu sagen. Im Nachhinein kommen mir 1000 Dinge in den Sinn, die ich hätte sagen können. Doch jetzt ist es zu spät. Ich bin nach wie vor schockiert.
An die jungen Lesben unter euch: Seid stolz auf das, was ihr seid. Ihr seid nicht verkehrt oder grusig. Ihr seid einfach lesbisch und mehr nicht. Mensch ist Mensch, egal welcher Nationalität angehörig, egal welche sexuelle Orientierung er hat und es ist genauso egal, welchem Geschlecht er sich angehörig fühlt. Es ist nicht immer einfach für uns Homosexuelle. Wir haben immer irgendwie ein Coming Out. Es wird immer Leute geben, welche damit nicht klar kommen. Doch das Wichtigste ist: Sei dir selber treu und mach nichts, nur damit du jemand anderen damit glücklicher machst (Alibi-Hetero-Beziehung).
Wir lesen uns am Dienstag wieder. Am Sonntag gibt es ein neues Video auf dem Kanal von Queerup.