Lesbendrama gibt es auch in Toulouse

Gerne ein Update zu meiner Toulousereise? Wie war denn die Pride und wie schnell geht es, dass frau sich in einem Lesbendrama wieder findet?
Ich sitze aktuell im Flugzeug Richtung Madrid. Inzwischen sind wir 1h und 15 Minuten unterwegs. Es ist nicht mein erster und auch nicht mein letzter Flug heute. Ich war mit meiner Kollegin Martina in Toulouse an der Pride. Es war ein hammer toller Tag – und Nacht! Auch wenn es zu einem obligaten Lesbendrama kam. Da ist man Kilometer weit von Zuhause entfernt und trotzdem wird man in ein Szenen-Drama verwickelt! Dazu jedoch später.
Wie war denn die Pride in Toulouse? Es war nicht wirklich anders als in Zürich. Der einzige Unterschied: wir kannten keine einzige Person. Hat auch mal gut getan, keiner Exfreundin begegnen zu müssen, mit welcher man nicht im Guten auseinander ging (ihr erinnert euch an einen meiner letzten Blogposts).
In Toulouse angekommen fanden Martina und ich schnell unser Apartement. Ein Einzimmerstudio mit einer riiiiiiiiesen Bettdecke. Es war alles vorhanden, was wir zum (über)leben brauchten. Eine kleine Kochnische, Badezimmer mit grosser Dusche und es hätte auch einen Fernseher gehabt. Doch da nun die neue Staffel “Orange is the new black” online verfügbar ist, zogen wir es vor, die Serie zu gucken. Naja, wir versuchten es. Während dem Kochen, bereit machen für den Ausgang oder vor dem Einschlafen. Wirklich geschaut haben wir nur die down geloadeten Folgen im Flugzeug.
Abgesehen von schönen Frauen und leckeren Bagels hat Toulouse auch sonst einiges zu bieten. Bier zum Beispiel. Nein Spass. Die Stadt ist wirklich super schön und vor allem abends ist wirklich Leben in den Strassen. Und das sieht dann etwas anders aus als in der Schweiz. Eine Party in einem Club beginnt um Mitternacht und endet um 07:00. Wenn man sich nicht gerade in der Langstrasse in Zürich rumtreibt an den Wochenenden, dann ist das wirklich eher ungewohnt.
Nun gut, kommen wir zur Parade. Dem Marche de la Fierté. Die Stimmung war von Anfang an einfach super! Alle tanzten und feierten. Martina und ich mittendrin im Getümmel. Es war wirklich ein tolles Gefühl. Da zeigt man der ganzen Welt (gut, vielleicht nur den Menschen in den Strassen), dass wir da sind, dass wir existieren und unsere Liebe keine andere ist als die der Heterosexuellen, dass auch wir Rechte haben, zusammenhalten und uns für diese einsetzen.
Martina und ich organisierten natürlich eine grosse Schweizerfahne um zu zeigen, dass wir auch international über die Grenzen hinaus an der Pride in Toulouse feiern. Und wisst ihr was?? Wir wurden mehrmals gefragt, was die Fahne bedeute?! Ich meine hallo?! Wir sind Frankreichs Nachbarland und unsere Schweizer Fahne ist ja wohl nicht die unbekannteste dank Victorinox und der UBS. Naja.. Immerhin sprachen uns auch Franzosen an, welche Doppelbürger waren und uns stolz ihre Schweizer ID zeigten.
Es war unglaublich heiss!! 33 Grad und die Menschenmenge machte es nicht besser, denn es war eng, alle waren verschwitzt und hüpften umher. Gut, dass Martina und ich keine Angst vor grossen Menschenansammlungen haben, denn es waren enorm viele Leute um uns herum und eine Massenpanik wäre definitiv nicht in den Griff zu bekommen gewesen.
Ach ja, die politischen Statements. Es wurde nichts anderes als in der Schweiz gesagt. Dass wir weltweit ein Zeichen setzen müssen und wir unsere sexuelle Orientierung nicht verstecken sollen! Ja die versteckte keiner, der da war. Ich habe noch nie so viele verschiedene Flaggen gesehen!! Ich sah Flaggen für die Bisexualität, Homosexualität mit Frauenzeichen drauf (eine in gross und klein haben Martina und ich auch noch rumgeschwungen), Homosexualität mit Männerzeichen drauf oder die Gaybären (die braune Flagge mit der Bärentatze drauf). Und daaaann noch eine Menge andere! Ich tippe auf Transgender oder Intersexualität! Ich habe keine Ahnung. Muss ich mal googlen. Eigentlich sollte ich Bisexuell sein.. die Flagge ist Lila.. Jedenfalls war es ein grosses Fest mit vielen tollen Menschen um uns herum. Und offen waren sie, tanzten mit uns und integrierten uns.
Zum Thema Sicherheit noch kurz etwas: Die Polizei war präsent. Sie standen überall und beobachteten die ganze Parade von Gebäudedächern aus. Ich habe keine Sekunde an einen möglichen Anschlag gedacht. Ich wollte einfach feiern und mir die Laune nicht von schlimmen Gedanken kaputt machen lassen. Aber das Polizeiaufgebot war gross.
Ja und dann war es Abend. Zurück im Appartement kochten wir uns Spagetthi mit Tomatensauce und machten uns fertig für den Abend. Geplant war, an die offizielle Gayprideparty im Shanghaiclub zu gehen. Das Lustige: die Party startete um Mitternacht. Da wir noch von der vorangegangenen Nacht ein Schlafmanko hatten, nahmen wir uns vor, ein wenig zu schlafen und stellten uns um 19:00 den Wecker für 22:00. Selbstverständlich schliefen wir nicht. Plaudern, Whatsapp und Bier trinken war spannender.
Dann war es soweit. Wir standen um ca 00:10 im Club. Es war gähnende Leere. Doch irgendwann um ca 01:00 machte es plötzlich PAFF und der Club war brechend voll! Und es wurde eine meeega geile Nacht! Gute Musik für jeden Geschmack und schöne Frauen. Hihi.. Ahnungslos tanzte ich mit einer jungen Französin, welche mir unmissverständlich zu begreifen gab, dass sie auf mich stand. Das tscheggte auch ich als Emotionsidiot. Tja, dass ihre Freundin im selben Raum stand, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Irgendwann wurde es dann ein wenig prickelnder, um es mal so auszudrücken und sie eröffnete mir: ich würde dich so gerne küssen. Ich: wieso tust du es nicht? Sie: ich hasse es gerade, aber ich habe eine Freundin!
Ich machte einen Schritt zurück, da solche Lesbendramen definitiv nicht zu meinen bevorzugten Darbietungen im Ausgang gehören und eine Hauptrolle wollte ich da bestimmt nicht verkörpern. So tanzte ich dann wieder mit Martina und wir genossen die Musik.
Achtung Leute, jetzt kommt das Drama:
Nach kurzer Zeit stand die kleine Süsse wieder vor mir und tanzte mich an. Nachdem ich ihr ca 3 Mal erklärte, dass ich keinen Bock auf Drama habe, meinte sie dann: Komm mit. Und Leute, mit genug Bier geht frau ja schon mit, oder? Sie zog mich durch die tanzende und feiernde Menge nach unten in den Keller. Auf diesem anderen Dancefloor wurde ich dann vöööööllig überraschend geküsst.. Das ging ca 15 Minuten gut.
Und dann geschah es: wir wurden erwischt! Herrliches Gefühl. Du stehst in Toulouse und bekommst eine Szene. Bravo Simii! Hättest du auch Zuhause haben können. Können die Schweizer Lesben auch ganz gut.
Also ich möchte noch klar stellen, dass ich grundsätzlich keine Frauen in einer Beziehung angrabe, doch wenn frau mir das nicht sagt?! Normalerweise respektiere ich eine Beziehung! Frau soll ja auch meine Beziehung akzeptieren. (Nein, ich habe keine) Inzwischen fand ich dann Martina wieder, ich erklärte ihr die Sachlage und wir verabschiedeten uns ziemlich schnell und flüchteten förmlich aus dem Club.
Dass ich der kleinen Süssen  ja meine Nummer gegeben hatte BEVOR die überzeugende Darbietung ihrer Dame stattfand, daran erinnerte mich Martina. Und zurück im Appartement war die erste Nachricht auf meinem Handy. Ich wurde bereits vermisst..
Was lerne ich daraus?
Richtig: Die Finger von kleinen süssen Frauen lassen. Und vor allem: Den Beziehungsstatus zuerst klar abchecken.
Machts guuuut..

Eure Simii

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