Am 26. Oktober feiern Intersex-Menschen, Überlebende, Partner, Familien, Freunde und Verbündete rund um den Globus den “Intersex Awareness Day” zur Erinnerung an den allerersten “Intersex Protest” am 26. Oktober 1996 in Boston.
In einer gemeinsamen Stellungnahme verlangen verschiedene Menschenrechtsgremien und Expert*innen – beispielsweise von der UNO oder des Europarates – zum diesjährigen Intersex Awareness Day:
- nicht-eingewilligte, medizinisch unnötige Operationen an Intersex-Kindern explizit zu verbieten
- Betroffenen und ihren Familien psychosoziale Unterstützung anzubieten
- Fälle von Menschenrechtsverletzungen an Intersex-Menschen zu untersuchen
- Schuldige zur Verantwortung zu ziehen
- Intersex-Menschen, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen wurden, Wiedergutmachung zu gewährleisten
UNO verurteilt IGM-Praktiken (IGM=Intersex Genital Mutilations) in der Schweiz
Die oben umrissenen Forderungen stimmen mit bisher 18 verbindlichen Empfehlungen zu IGM-Praktiken von UN-Ausschüssen überein. So hatte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) 2015 nicht-eingewilligte unnötige Eingriffe an Intersex-Kindern in der Schweiz als schädliche Praxis verurteilt. Zur Zeit untersucht zudem der UN-Menschenrechtsausschuss IGM-Praktiken in der Schweiz und forderte den Bundesrat bereits auf, endlich Statistiken zu erfassen und offenzulegen.
Und bereits nächste Woche untersucht der UN-Frauenrechtsausschuss im Rahmen Intersex-Genitalverstümmelungen in der Schweiz als eine Form von schädlicher kultureller Praxis. Drei Selbsthilfegruppen haben dazu einen Schattenbericht eingereicht, der die andauernde Praxis in der Schweiz ebenso belegt, wie die Mittäterschaft der Schweizer Regierung, welche Betroffenen und ihren Familien psychosoziale Unterstützung kategorisch verweigert, während die Invalidenversicherung (IV) unverändert sämtliche nicht-eingewilligten kosmetischen Eingriffe an Intersex-Kindern finanziert – jedoch keine selbstbestimmten Eingriffe für einwilligungsfähige Erwachsene.
Die Menschenrechtsorganisation Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit “atypischen” körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie “Menschenrechte auch für Zwitter!”. Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.