Während einer Razzia stürmte die Polizei am 7. Dezember 2014 eine Sauna in Kairo und nahm 33 Männer fest. Vor laufenden Kameras wurden die Männer in Kastenwagen abgeführt. Ausgelöst hat die Razzia ein Filmprojekt von Mona Iraqi, Journalistin in Ägypten und Managerin für das Berner Kurzfilmfestival Shnit.
Auf Facebook postete sie, dass sie am 3. Dezember die Polizei darüber informiert habe, “was in den Bädern vor sich gehe” und dass ihre Sendung deswegen verschoben wurde, so dass “Sicherheitskräfte die Gelegenheit haben, die Saunen zu schliessen”. Sie schreibt, dass die Polizei bei der Sauna eine Handvoll Männer “beim Gruppensex auf frischer Tat ertappt habe”. Gemäss ihrem Post seien die Männer “sofort und ohne Kleidung abgeführt worden”. Die ganze Story über “die Höhlen, die in Ägypten Aids verbreiten”, werde am Mittwoch, 10. Dezember ausgestrahlt.
Gegenüber Shnit und via Facebook wiederholt Mona Iraqi immer wieder, dass ihre Berichterstattung die Bekämpfung von männlicher Prostitution verfolge und nicht aus einer homophoben Haltung gründet oder die sexuelle Orientierung als Ziel hat.
Pink Cross zeigt sich in einer Medienmitteilung empört über die erniedrigende Art und Weise, wie die Männer abgeführt und vorgeführt wurden. Auch ist leider damit zu rechnen, dass die Festnahmen in Zusammenhang mit der homophoben Politik der Regierung im Zusammenhang stehen. Auch müsste der Journalistin die Brisanz ihrer Arbeit bewusst gewesen sein. Pink Cross verurteilt daher dieses Vorgehen scharf.
Nach Gesprächen zwischen Pink Cross und dem Kurzfilmfestival Shnit stellt die Festivalleitung die Zusammenarbeit mit Mona Iraqi bis auf weiteres ein. Shnit will den Ausgang der Gerichtsverhandlung abwarten und die Zusammenarbeit mit Mona Irqai beenden, sollten die Männer aufgrund ihrer Homosexualität verurteilt werden.
Pink Cross ruft in diesem Zusammenhang die schwierige Lage von LGBT-Menschen in Ägypten in Erinnerung. Homosexualität ist in Ägypten laut Strafgesetzbuch zwar nicht explizit illegal, gleichwohl werden andere allgemeinere Strafgesetze herangezogen, um homosexuelle Handlungen bestrafen zu können. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete 2004 von mehreren hundert Festnahmen von Homosexuellen in Ägypten innerhalb von zwei Jahren. Die Dunkelziffer bei Festnahmen ohne Anklage sei hoch, mehrere hundert Menschen seien zudem gefoltert worden.
Update: 24. Dezember 2014
Das Kurzfilmfestival shnit trennt sich definitiv von der Leiterin des Standorts in Kairo. Die Praktiken der Leiterin in ihrer Rolle als TV-Reporterin liessen sich nicht mit den Festivalprinzipien und den internationalen Festivalstandards von Shnit vereinen, heisst es in einer Mitteilung der Festivalleitung.
Update: 12. Januar 2015
Positive Meldung: Alle 26 Männer, die in Ägypten nach einer Razzia sind freigesprochen worden. Nach ägyptischen Recht ist Homosexualität in Ägypten nicht explizit illegal, gleichwohl werden andere allgemeinere Strafgesetze herangezogen, um homosexuelle Handlungen bestrafen zu können.