Erfahrungen und Statements gegen Diskriminierung
«Kennen Sie den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie?», fragt Reporter Lukas die Passanten am Rheinufer in Köln. Die Antworten sind alle negativ. Denn dieser Gedenktag ist vielen Menschen unbekannt. Erst seit 2004 wird der Tag weltweit mit Aktionen gegen Diskriminierung und für Vielfalt begangen.
«Ich bin mit dem Paragraphen 175 aufgewachsen. Das war strafbar. Das wussten wir», sagt eine Seniorin während der Befragung. Viel mitbekommen habe sie davon aber nichts – ausser im Radio. Aber das war weit weg. Die Auseinandersetzung mit Diskriminierung war damals kein Alltagsthema, sondern ein Tabu. Etwa 140’000 schwule und bisexuelle Männer wurden nach dem Paragraphen bis Ende der 80er Jahre in Deutschland verurteilt. Für Menschen, die danach geboren wurde, ist das lange her. Sie sind im Gegensatz dazu damit aufgewachsen, dass es mehr als nur heterosexuelle Lebensweisen gibt.
Diskriminierung heute undenkbar?
Das Bewusstsein der jüngeren Generation ist deshalb grösser. Auf die Frage, ob sie Diskriminierung in ihrem Umfeld direkt erlebt haben, haben fast alle etwas zu erzählen. Da geht es um den schwulen Onkel, der an den Kopf geworfen bekam: «Du Schwuchtel, du hast hier nichts verloren. Man sollte dich am besten abstechen!». Andere Passant*innen berichten von Beleidigung gegen den besten schwulen Kumpel im Zug oder von Hassrede im Internet. «Ein Familienmitglied von mir ist homosexuell», sagt eine junge Frau. Im Netz wurde er mit «Ihh, du Schwuchtel, verpiss dich! Was soll das denn?!?» beschimpft.
Die Antworten zeigen, dass noch viel zu tun ist – in den Köpfen der Menschen, aber auch politisch. Denn die meisten Befragten sind überrascht, als sie von Reporter Lukas erfahren, dass Schwule, Lesben und Bisexuelle weder heiraten noch Kinder adoptieren dürfen. «Das ist eigentlich schon eine Diskriminierung durch den Gesetzgeber», resümiert ein junger Mann, der zuvor fest davon überzeugt war, dass es keine Benachteiligung mehr für diese Menschen gibt.
«Liebe ist immer gut!»
Dennoch bleibt auch ein positives Signal von dieser Videoaktion: Alle angesprochenen Personen haben gern und bereitwillig ein Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt. Auf einer Tafel schrieben sie Sätze wie «Liebe ist immer gut» oder «Gegen Diskriminierung» auf. Reporter Lukas dazu:
Ich hoffe, damit senden wir ein positives Zeichen zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie in die Welt. Wir würden uns freuen, wenn viele Menschen diesem Vorbild folgen und ihre
Statements gegen Diskriminierung unter dem Video als Kommentar hinterlassen.»
Queerblick e.V. ist ein Medienprojekt für schwule, lesbische, bi* und trans* Jugendliche. Sie lernen, wie sie durch das Medium Film und Fernsehen ihrer eigenen Lebenssituation Ausdruck verleihen können. Die produzierten Filme helfen anderen Jugendlichen im Coming-out.