Gestern sprach sich der Nationalrat deutlich für die Ratifizierung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt aus. Der Beitritt zu dieser sogenannten «Istanbul-Konvention» ist auch für trans* Menschen in der Schweiz ein wichtiger Schritt. Denn die Konvention ist explizit auch auf Gewalt aufgrund der «Geschlechtsidentität» anwendbar. Transgender Network Switzerland TGNS ist entsprechend erfreut über diesen Entscheid des Nationalrates.
Die «Istanbul-Konvention» führt ausführlich die Verpflichtungen des Staates auf, häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen und den Opfern adäquaten Schutz zu bieten. Unter anderem müssen Massnahmen in den Bereichen Prävention, Betreuung und Hilfe, Rechtsschutz und (zivil- und strafrechtliche) Verfahren vorgesehen werden. Um ihren Verpflichtungen auch gegenüber trans* Menschen tatsächlich nachkommen zu können, hat die Schweiz jedoch noch beträchtlichen Vorbereitungsbedarf.
Damit die Konvention ihre Wirkung tatsächlich entfalten kann und trans* Menschen weniger Gewalt ausgesetzt werden sowie als Opfer adäquate Unterstützung und Rechtsschutz erhalten, müssen alle beteiligten Fachpersonen – von Betreuungs- und Beratungsangeboten über Polizei bis zu Gerichten – sensibilisiert und geschult werden, wie mit trans* Menschen, die Opfer von Gewalt wurden, korrekt umzugehen ist. Dieses Wissen fehlt heute noch in den meisten Institutionen. Was wiederum dazu führt, dass sich trans* Menschen oft gar nicht erst an diese Institutionen wenden.
Ebenso fehlen Zahlen, wie viele trans* Menschen Opfer von Gewalt wurden. Denn Transphobie als Motiv für Hassverbrechen oder Hassreden wird heute offiziell in der Schweiz nicht erfasst. Dadurch bleibt diese spezifische Gewalt aber auch offiziell unsichtbar.
TGNS fordert daher den Bundesrat und die Kantone auf, die notwendigen Vorbereitungsmassnahmen zu treffen, damit mit der Ratifizierung der «Istanbul-Konvention» die Schweiz auch tatsächlich allen Opfern von geschlechtsspezifischer Gewalt, inklusive trans* Menschen, den versprochenen Schutz bieten kann.
Gemäss einer Medienmitteilung