Offener Brief der LOS an „Gölä“

Die LOS hat heute die Äusserungen des Schweizer Musikers „Gölä“ in der Online-Ausgabe der Aargauer Zeitung mit einem Schmunzeln quittiert. „Gölä“ sagt im Interview:

Was mich heute stört, ist diese Gleichgültigkeit. Alles ist möglich, alles o.k. Ob schwul, bisexuell, lesbisch oder sonst was. Wie in Sodom und Gomorrha. Und alles, was noch vor kurzem normal war, gilt heute als spiessig.

Mit einem Schmunzeln deshalb, weil dieser Beitrag nichts anderes als billige Provokation sein kann von einem Musiker, der für etwas Aufmerksamkeit offensichtlich darauf angewiesen ist, auf solche Mittel zurückzugreifen. (Zitat: „Ich habe immer polarisiert. Man mag mich oder hasst mich.“). Gerne greift die LOS an dieser Stelle dem Musiker ein wenig unter die Arme:

Sehr geehrter Herr Marco Pfeuti

Es wäre schön, wenn sich die Menschheit etwas gleichgültiger verhalten würde, was uns LGBT+ Menschen betrifft. Dann könnten wir problemlos Hand in Hand mit unseren gleichgeschlechtlichen Partner*innen in der Öffentlichkeit spazieren, genau wie Sie mindestens einmal im Leben einen Hochzeitskuchen anschneiden und uns nicht lediglich mit den „Zückerli“ der eingetragenen Partnerschaft begnügen. Wir würden nicht mehr angestarrt werden, wenn wir als lesbisches Paar die gemeinsamen Kinder von der Schule abholen und könnten uns vermutlich ziemlich bald zur Ruhe setzen! Stattdessen müssen wir aber andauernd für unsere Rechte kämpfen, weil es bedauerlicherweise noch genug unaufgeklärte Menschen gibt, denen es eben nicht egal ist, ob die Ehe für alle geöffnet wird oder ob gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen.

In gewissen Punkten teilen wir Ihre Meinung. Es sollte nicht alles möglich oder o.k. sein. Menschen zu diskriminieren aufgrund ihrer Geschlechtsidentität, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Behinderung, Hautfarbe, sozialen Schicht, Religion – das geht nicht!

Es verurteilt Sie niemand dafür, dass sie zweimal geheiratet haben. Vor nicht allzu langer Zeit hätte man Sie auch als Sünder bezeichnet. Ihnen kann die Ehe egal sein. Für viele Menschen ist sie aber von Bedeutung. Lassen Sie die Menschen also ihr Leben leben.

Mit freundlichem Gruss aus Bern
Der Vorstand der Lesbenorganisation Schweiz LOS

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