Tadschikistan erstellt «Rosa Listen»

Als uns im April dieses Jahres die ersten Schreckensmeldungen über die Verfolgung von LGBT in Tschetschenien erreichten, bestätigte schon damals in einem GAYRADIO-Interview Konstantin Sherstyuk vom Verein Quarteera, dass auch in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken LGBT-Menschen verfolgt würden. Nun erreichte uns die Meldung, dass in Tadschikistan die Behörden mit der Erfassung von Homosexuellen begonnen hat.
Offiziell diene die Liste der Behörden der Sicherheit: «Strenge medizinische Aufzeichnungen» über Homosexuelle seien notwendig, weil «solche Leute ein hohes Risiko haben, sich mit sexuell übertragbaren Infektionen durch infektiöse Krankheiten anzustecken». Die von der tadschikischen Regierung genannte Operation «Säuberung» ist nicht der erste Versuch, sexuelle Minderheiten im Land zu registrieren. Offenbar wurden bereits im letzten Jahr zwei ähnliche Operationen durchgeführt.
Homosexualität wird in Tadschikistan zwar seit 1998 nicht mehr unter Strafe gestellt. Dennoch gebe es im mehrheitlich muslimischen Land immer wieder Polizeiwillkür und -gewalt gegenüber LGBT.

Tschetschenien, Aserbeidschan und Tadschikistan

In letzter Zeit häufen sich Meldungen über staatliche Übergriffe auf sexuelle Minderheiten. So wurden Aktivist*innen zufolge in Aserbeidschan mindestens 100 LGBT verhaftet, misshandelt und gezwungen, den Behörden die Namen ihrer Freunde zu nennen. Das harte Vorgehen gegen LGBT in Tschetschenien wurde im April publik. Diese Woche berichtet erstmals an einer Medienkonferenz ein Betroffener über seine Verhaftung und Misshandlungen. Bisherige Interviews mit Betroffenen wurden aus Angst um ihre Sicherheit anonym durchgeführt. Darauf verzichtete Maxim Punow bewusst – um den Druck auf die Ermittlungsbehörden zu erhöhen.

Scroll to top