Was heisst es, trans* zu sein?

Für Transmenschen stehen innerhalb der EU Gewalt und Diskriminierung noch immer auf der Tagesordnung, viele verheimlichen ihre Identität, werden marginalisiert und leben in Isolation oder sogar Angst. Das geht aus einem Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) hervor.
Der heute – einen Tag vor dem Internationalen Tag der Menschenrechte – veröffentlichte Bericht der FRA zeigt auf, wie häufig Transpersonen Diskriminierung, Belästigungen und Respektlosigkeit erfahren. Konfrontiert sind Transmenschen insbesondere mit folgenden Schwierigkeiten:

  • Wiederholte Gewalt: Mehr als zwei von fünf befragten Transmenschen, die Opfer von Gewalt wurden, gaben an, innerhalb des Jahres vor der Erhebung dreimal oder häufiger Opfer von Gewalt geworden zu sein.
  • Angst, sich selbst zu sein: Ein Drittel aller befragten Transmenschen vermied es, ihrer Geschlechtsidentität durch Aussehen und Kleidung Ausdruck zu verleihen – aus Furcht, angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden. Beinahe jeder/jede fünfte Befragte vermied es selbst im eigenen häuslichen Umfeld, offen zu sein.
  • Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen: Eine von drei befragten Transpersonen gab an, bei der Stellensuche oder am Arbeitsplatz diskriminiert worden zu sein.

Die Erhebung zeigt außerdem, dass junge, arbeitslose und aus den untersten Einkommensschichten kommende Transmenschen häufiger angeben, Erfahrungen mit Diskriminierung, Belästigungen und Gewalt gemacht zu haben.
Die Ergebnisse des Berichts zeigen deutlich, dass die Gesetze zum Schutz vor Diskriminierung ausdrücklich die Geschlechtsidentität einschliessen müssen. Politische Massnahmen zur Bekämpfung hassmotivierter Gewalt und Belästigung müssen verbessert werden, damit sie besonderen Schutz vor transphoben Hassverbrechen gewährleisten. Arbeitgeber sollten Schulungen zur Diversität erwägen, um die Sensibilität für das Thema Trans* zu erhöhen; Schulen sollten eine sichere Umgebung für transidente Schüler_innen und objektive Informationen über Geschlechtsidentität und geschlechtliche Ausdrucksformen bieten; und Fachkräfte im Gesundheitswesen sollten für die medizinischen Bedürfnisse von Transmenschen sensibilisiert werden. Die EU-Mitgliedstaaten sollten zudem sicherstellen, dass die neue Geschlechtsidentität in Identitätsdokumenten auch ohne medizinische Eingriffe oder eine Scheidung anerkannt wird, damit Transmenschen die Grundrechte gewährleistet werden.

Und wie ist die Situation in der Schweiz?

Für die Schweiz gibt es bislang keine Zahlen. Einzig eine kleine Studie zum Thema “Transmenschen in der Arbeitswelt” zeigt auf, dass die Arbeitslosigkeit ca. sechsmal höher als in der Gesamtbevölkerung ist. Im Rahmen der Beratungstätigkeit von TGNS werden Fälle von Diskriminierung, Mobbing, Ungleichbehandlung oder das Gefühl der Rechtlosigkeit immer wieder thematisiert. Dies gilt vor allem für den Bereich der Namens- und Personenstandsänderung oder den Umgang mit den Krankenkassen.
Zum Thema Diskriminierung, Hass und Gewalt gegenüber Transmenschen, Lesben, Schwulen und Bisexuellen wird TGNS zusammen mit Pink Cop und Pink Cross im nächsten Jahr ein Monitoringprojekt starten.

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