«Was von einer bizarren Kindheit übrig blieb»

In Zusammenarbeit mit den HAB spielt Schauspieler Christoph Matti sein Drama «Was von einer bizarren Kindheit übrig blieb» – endlich – in Bern.

Was darf man heute noch sagen, ohne an politischer Korrektheit zu ersticken? Nun, bevor wir ersticken, müssen wir reden, reden über die Liebe und das Menschsein oder die Menschen und das Liebsein.

Christoph Matti erzählt (s)eine Geschichte von Liebe und Menschsein – und geht der Frage nach: Wie ist es, wenn mensch homosexuell ist? Wie ist es, ständig suggeriert zu bekommen, man wäre nicht gut, weil man «so» ist. Von Eltern, der Gesellschaft, der Politik, den Kirchen.
Mit seinem Comedy Drama bringt Christoph Matti die Zuschauer*innen zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. Er assoziiert, erzählt auf eine Weise, wie bisher noch nicht über Homosexualität geredet wurde, treibt die Gedanken auf die Spitze, ironisiert und bleibt dabei der Ernsthaftigkeit der Thematik treu. Im Strampelanzug steht er da, spricht, worüber «man» nicht spricht. Dabei geht es nicht um biografische Erlebnisse, es handelt sich ja nicht um ein Coming-out-Stück. Matti setzt ein Lebensgefühl um, das viele allzu gut kennen, die selbst nicht in die Norm passen.

Gefalle ich, werde ich geliebt. Sonst optimiert. Zu meinem eigenen Wohle belohnt und bestraft. Ich werde verglichen, mit Geschwistern, der Katze, anderen Kindern, auf dem Sportplatz, in der Schule, überall. Und immer habe sie ein Ideal im Kopf und mich im Visier.

Vorstellungen:
Donnerstag, 23. November 2017, 20.00 Uhr
Freitag, 24. November 2017, 20.00 Uhr
Kellertheater Katakömbli, Kramgasse 25, Bern
Eintrittspreise:
CHF 30.– regulär
CHF 25.– ermässigt
CHF 20.– für HAB-Mitglieder
Abendkasse:
Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Reservation:
reservation@katakoembli.ch oder 031 311 21 81 (Di-Sa)

Interview mit dem «homolektuellen» Christoph Matti, dem Autor des Stücks «Was von einer bizarren Kindheit übrigblieb»

Euch geht es doch gut! Was willst du mit dem Stück? Wen willst du damit erreichen? Ist doch alles schon gesagt …
Ja ja, das mag sein …
Mir ist es egal mit wem du ins Bett gehst.
Mir aber nicht.
Ok, aber «das» ist Privatsache.
Ich sage: Sex ja, aber ich bin mehr als nur ein kopulierendes Wesen. «Das» bin ich. Mein Mund ist auch zum Reden da. Ich bin nicht Privatsache. Ich lebe, bewege mich in der Gesellschaft und «das» ist nun mal ein entscheidender Teil von mir. Diese Perspektive prägt meine Wahrnehmung, mein Denken, die Gespräche, die ich führe, meinen Humor, meine Verzweiflung, meine Freude, die Liebe und mein Leben. Solange ich Privatsache bin, kann man mich wegstecken, ignorieren, ausgrenzen aus der Gesellschaft, dem Leben UND der rechtlichen Gleichstellung.
Aber euch geht es doch gut!
Wirklich? Was ist unter der Oberfläche? Akzeptanz und Toleranz sind sehr volatile Güter, wie die jüngsten politischen Entwicklungen einmal mehr zeigen. Wer nur geduldet wird, hat eben keine Rechte. Wie gewonnen so zerronnen. Was also tun, wenn das Selbstwertgefühl unter Dauerbeschuss steht?
«Was von einer bizarren Kindheit übrig blieb» erzählt also wie es ist, «so» zu sein.
Richtig! Das Stück schafft Bezüge zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen, zeigt auf, wie neben zuweilen oberflächlicher Akzeptanz die Homophobie in der Gesellschaft noch heute lebt und teils auch bewusst gepflegt wird, von subtil bis offensichtlich, in Witzen, Sprüchen, Pöbeleien und auch physischen Übergriffen.
Ist es …?
Nein, ist es nicht. Seriös durchaus. Irgendwie anders halt. Komischtragischskurillabsurd, ein Tanz auf dem Hochseil. Das Leben halt.
Also irgendwie «Homolektuell»?
Durchaus. Zur Verständigung zwischen den Orientierungen.

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