Am Wochenende stimmt die Bevölkerung der Slowakei über ein Referendum „zum Schutz der Familie“ ab. Was in unserem Lande sicher für konservative Kreise „heimelig“ klingt, macht LGBT-Ohren hellhörig: Die Abstimmung soll die Diskriminierung von Schwulen und Lesben langfristig zementieren.
Die Parallelen sind tatsächlich ähnlich: In der Schweiz sind wir mit der Volksinitiative „Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe“, die in unserer Bundesverfassung die Ehe als eine „auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau“ definieren will, konfrontiert. Und die Slowakei stimmt am Samstag über das „Referendum zum Schutz der Familie“ ab – obwohl gleichgeschlechtliche Paare von Gesetzes wegen schon jetzt weder heiraten noch Kinder adoptieren dürfen.
Das von der katholischen Kirche unterstützte Referendum ist eine Farce mit höchst zweifelhafter Symbolik. Die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften hat in der Slowakei Tradition. 2012 lehnte der slowakische Nationalrat ein Gesetz über eingetragene Partnerschaften ab. Im Juni 2014 änderte die sozialdemokratische Regierung die Verfassung, um die Ehe als „einzigartige Verbindung von Mann und Frau“ festzuschreiben.

„Wo ist die Mama?“ …
Die Bevölkerung der Slowakei ist konservativ geprägt. 75 Prozent gehören einer der registrierten Kirchen an. Und die Kirchen sind deutlich reaktionärer und politisierter als in Westeuropa. Zudem ist 25 Jahre nach dem Untergang der Sowjetunion Homosexualität in den früheren Ostblockstaaten vielfach immer noch ein Tabu. Doch trotzdem können sich die Botschaften der „Homo-Gegner“ nicht wie gewünscht entfalten. So weigerten sich etwa die grossen Fernsehsender einen Spot auszustrahlen, der zeigt, wie zwei Männer einen kleinen Jungen zur Adoption abholen. „Und wo ist die Mama?“, fragt das Kind.
Update
Eine schlechte Beteiligung an der Abstimmung hat in der Slowakei das homophobe Referendum zu Fall gebracht. Nur gerade knapp 20 Prozent der Bevölkerung stimmten ab – nötig wären 50 Prozent gewesen … Allerdings: 90 Prozent der Abstimmenden stimmten dem Referendum zu – wollten also die Öffnung der Ehe und die Adoption von Kindern für Schwule und Lesben verbieten.