Zwangsoutings vor 25 Jahren

Vor 25 Jahren ging ein Raunen durch die Gay Community – auch bei uns in der Schweiz. Klar war schon damals, dass Prominente doch eigentlich Vorbildcharakter hätten. Das fand auch Filmemacher Rosa von Praunheim («Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der lebt») und machte sich zur Aufgabe, Sympathieträger, die nicht offen mit ihrem Schwulsein umgingen, zur Solidarität mit Homosexuellen zu bewegen.

Ralf Koenig und Rosa von Praunheim auf Papst Demo …

Es war am 10. Dezember 1991 spätabends: Rosa von Praunheim hat einen Auftritt in der RTL-Show «Explosiv – der heisse Stuhl» und outet Hape Kerkeling und Alfred Biolek als schwul. Damals galt noch ein höheres Schutzalter für gleichgeschlechtlichen Sex und die Aids-Krise war allgegenwärtig.

Geschadet hat das Zwangsouting weder Hape Kerkeling noch Alfred Biolek. Zwar sagte Kerkeling später, dass wohl «sensiblere Naturen» als er, sich «in einer Kurzschlusshandlung womöglich mit dem Fön in die Badewanne gelegt hätten“. Doch das Publikum habe «irre normal reagiert». Und für Alfred Biolek war das Zwangsouting ein «schmerzhafter Schlag», der ihn jedoch befreit hätte: «Es hat weh getan, aber es hat die Verspannung gelöst».

Rosa von Praunheim selber verteidigte seine Outings als einen «Verzweiflungsschrei auf dem Höhepunkt der Aidskrise», die er bis heute nicht bereut habe. «Ich wusste, was ich tat. Mit Biolek und Kerkeling habe ich keine hilflosen Wesen geoutet, sondern Sympathieträger, beliebte Narren der Gesellschaft, die niemand so leicht steinigen konnte».

Ebenfalls 1991 – an einem Sonntag im Juni – fand im Zürcher Opernhaus eine fünfstündige Gala «im Zeichen der Solidarität und Toleranz» mit vielen Berühmtheiten statt. Moderiert hat die Gala der damals noch ungeoutete Kurt Aeschbacher …

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