Der Papst und seine transphoben Töne

Wie immer, wenn ich in der Nacht auf Sonntag im eigenen Bettchen übernachte: Die reformierte Kirche und die katholische Kirche läuten um die Wette und wecken mich kurz vor zehn Uhr. Also aufstehen, einen ersten Kaffee trinken und mit dem Smartphone die Lage der Nation checken. Und was ich da über den Papst und seine Meinung über Geschlechtsanpassungen bei trans* Menschen lese, passt zwar zum überlauten Gebimmel der beiden Kirchen, verschlägt mir die Sprache.
Die Chefs der katholischen Kirche haben sich ja schon ziemlich bewegt. So «tröstet» es mich, dass ich als Cis-Schwuler von der Kirche geliebt werde – aber doch lieber «enthaltsam» lebe sollte – damit ich nicht der Sünde verfalle und in den Himmel komme. Was jetzt aber der Papst über trans* Menschen und deren Wunsch nach Geschlechtsanpassungen gesagt hat, ist eine menschenverachtende Ideologie.
Laut offiziellem Protokoll erklärte Papst Franziskus vor der «Päpstlichen Akademie für das Leben», die Fragen der Bioethik diskutiert:

Die biologische und psychische Manipulation von geschlechtlichen Unterschieden, die uns durch die biomedizinische Technologie erscheint, als ob sie eine freie Entscheidung ist – was nicht stimmt – birgt die Gefahr, dass sie die Quelle der Energie demontiert, die die Allianz zwischen Mann und Frau mit Nahrung versorgt und sich als kreativ und fruchtbar erwiesen hat.

Ob es für das Verständnis für trans* Menschen «was» nützt, wenn Francis DeBarnardo, der Chef einer amerikanischen Organisation, in der homosexuelle, trans* und inter* Katholiken organisiert sind, erklärt:

Wenn der Papst den Wunsch von Transpersonen, sich einer Geschlechtsanpassung zu unterziehen, als «Manipulation» oder «freie Entscheidung» abtut, zeigt er, dass er nicht versteht, dass die Geschlechtsanpassung von trans* Menschen ein Weg für sie ist, die Person zu werden, als die Gott sie erschaffen hat.

Mir genügt es im Umgang mit Menschen nicht, dass wir «glauben» sollen, dass Gott zwar alle Menschen liebt – aber in einer «Allianz von Mann und Frau» leben müssen. Grad wie die Tatsache, dass es weitere Lebensformen als «Mann/Frau/Kinder» gibt, ist auch das Geschlecht mehr als eine biologische Realität.

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