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Zwiespältiger Start in die SRF-Themenwoche zu Trans*

Das Schweizer Fernsehen widmet dem Thema «Trans* und Gender» eine ganze Themenwoche. Vom 21. Januar bis zum 2. Februar sind verschiedene Dok-Filme und Diskussionssendungen geplant. Der Auftakt machte am heutigen Sonntag eine Diskussionsrunde in «Sternstunde Religion».
«Gender Gaga», «Genderwahnsinn» oder «Gender Mainstreaming» – Gender ist zu einer Kampfzone (zur Sendung) geworden: Darüber diskutieren die Theologin Ina Praetorius und der «Psychiater» Wilf Gasser. Und was dabei rauskam, war tatsächlich «gaga» oder hinterliess mindestens einen zwiespältigen Eindruck.
Wilf Gasser, Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz und Mitglied des Leitungsteams der «religiösen Gemeinschaft» Vineyard Bern, fiel in den letzten Jahren vor allem wegen seinen Äusserungen zum Thema Homosexualität auf. So behauptet Gasser immer wieder, dass die sexuelle Orientierung formbar sei und ein Drittel der Veränderungswilligen zur Heterosexualität finden würde. Dabei ist sich die moderne Psychologie heute einig, dass Homosexualität schon früh angelegt und keine selbst gewählte Neigung ist.
In einem eingespielten Filmausschnitt aus «SRF mySchool» erklärte Hannes Rudolf, Berater bei Transgender Network Switzerland, in der heutigen «Sternstunde» den Begriff Geschlechtsidentität: «Früher dachte die Psychiatrie, dass Transmenschen eine Geschlechtsidentitätsstörung hätten. Mittlerweile ist das anders; Heute sind sich Expert*innen einig, dass trans eine Normvariante ist, die einfach vorkommt – wie beispielsweise ein vierblättriges Kleeblatt.»
Wilf Gasser reagierte darauf ungehalten: «Das nervt mich tierisch!». Er könne nicht nachvollziehen, wie «denkende Menschen» ihm weismachen wollten, dass ein Mensch, der als Mann geboren wurde, wissen könne, wie sich eine Frau fühle, und dann «sagen kann, er fühle sich selber mehr als Frau». Man könne doch da höchstens sagen: «Ich bin nicht wohl in meiner Haut» – das sei unlogisch und «absolute Ideologie».

An einer anderen Stelle spricht Wilf Gasser nach einem kurzen Ausschnitt aus einem Portrait über eine Transfrau von «Verwirrung». «Er» – gemeint ist die Transfrau – habe in dieser «Verwandlung von Andy zu Andrea» eine Perspektive gefunden: «Ich bin gespannt, ob – wenn so in fünf Jahren der Reiz dieser Geschichte verflogen ist – die neue Identität ihm den Frieden gibt, die er sucht».
Diese Sendung von SRF war keine «Sternstunde». Wilf Gasser polarisiert – und gerade deshalb frage ich mich, warum SRF ausgerechnet ihn in die Sendung eingeladen hat. Wegen den Quoten? Um den zweiten Gesprächsgast, die feministische Theologin Ina Praetorius aus der Reserve zu locken? Allerdings gelang es Frau Praetorius nicht, da Paroli zu bieten. Ihr Wissen über Trans* war zu dürftig und zu festgefahren war sie in ihrer feministischen Haltung.
Nach dieser «Sternstunde Religion» bleibt ein fahler Nachgeschmack – aber die Hoffnung, dass die weiteren Beiträge der SRF-Themenwoche feinfühliger mit dem Thema Trans* umgeht.

Daniel

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