Unrecht in Tschetschenien

Gemäss Angaben der LGBT-Bürgerrechtsbewegung allout.org haben in der russischen Teilrepublik Tschetschenien die Behörden wiederum mit der Verfolgung und Verhaftung von schwulen Männern begonnen. Dabei bezieht sich allout.org auf Hinweise der russischen Organisation «LGBT Network».
In ihrer Mitteilung schreibt Enrique Torre Molina von allout.org:

Vor knapp 100 Tagen wurde die Welt auf die anti-homosexuelle Säuberung in Tschetschenien aufmerksam. Über 100 Männer wurden von den staatlichen Behörden verfolgt, verhaftet, in Gefängnissen gesteckt und gefoltert, weil man sie für schwul hielt. Andere Gefangene kämpften um ihr Leben, als man sie an ihre Familien übergab mit der Aufforderung, sie umzubringen und somit den Familiennamen reinzuwaschen.

Und Igor Kotschetkow vom «LGBT Network» ergänzt:

Meine Kollegen und ich haben mit eigenen Augen den Schmerz und das Leid der Menschen gesehen, welche die Gräuel der illegalen Verhaftung und Folter überlebt haben. Russland wird seiner Aufgabe nicht gerecht, den Bürger*innen ein Leben in Sicherheit zu gewähren und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für diese entsetzlichen Gewalttaten verantwortlich sind.

Mahnwache im April In Bern: Knapp 200 Menschen zeigen Solidarität mit den LGBT in Tschetschenien …

Offenbar bereits im Januar Männer in Tschetschenien ermordet

Fast gleichzeitig veröffentlichte die kremlkritische «Novaya Gazeta» die Nachricht, dass offenbar in der Nacht auf den 26. Januar in Tschetschenien 27 Männer- die nach einer Razzia im Dezember 2016 verhaftet wurden – ohne Anklage exekutiert wurden. Auslöser der Razzia war die Ermordung eines Polzisten.
Menschenrechtsorganisationen stufen den Bericht als glaubwürdig ein und fordern eine umfassende Aufklärung. Ein Sprecher des Kremls sagte, er habe die Berichte zur Kenntnis genommen. Da die Quellen aber anonym seien, könne er keine Stellungnahme abgeben.
«Novaya Gazeta» hatte in den vergangenen Monaten mehrfach von Verschleppung und Misshandlung von LGBT in Tschetschenien berichtet. Die Journalisten erhielten dafür Morddrohungen.
Anmerkung: In einer früheren Version dieser Nachricht habe ich geschrieben, dass es sich bei den Ermordeten um Schwule handelt. Als Quellen dienten mir verschiedene Meldungen, die sich auf die Deutsche Presse-Agentur berufen hatten. Später hiess es aber, dass es sich um einen Übersetzungsfehler handle, das Tatmotiv sei nicht Homosexualität gewesen – was die Ermordung nicht weniger schrecklich macht …

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